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OF
COMPARATIVE ZOÜLOGY,
AT HARVARD COllEfiE, CAMBRIDGE, MASS.
IFounHeli Ijj pvrbsU sulisctfptfon, fn isei.
The gift of ^Äjl XUMlhjcAyc^-
No. 6'j6Jb
Sitzungs - Berichte
der
Gesellschaft naturforschender Freunde
zu Berlin
im Jahre 1868.
"Berlin, 1869.
Nicolai'sche Verlags -Buchhandlung.
(A. Effert & L. Lindtiier.)
Biichdruckerei der Künigl. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt).
Universitäts-Strasse 8.
Inhalts - Verzeichniss
aus dem Jahre 1868.
Ascherson. Ueber von Dr. Engelmann erhaltene Meeres-
Phanerogamen der Insel Cuba und über von Dr. Klunziger
neuerlich gesammelte Meeres-Phanerogamen vom rothen Meere.
Juni 1868. — Identität der PotentiUa stenantha mit Aremonia
Agrimonioides. — über die Flora Bosniens vom Consul Blau; —
neue Pflanzen von der KUimandjaro Alp; — Männliche Blüthen
von Cymodocea mwiatorum \i. Halodiile Wrightii. Oetob. 1868. —
Ueber einige Pflanzen der Südspitze von Arabien bei Aden.
Nov. 1868. —
Beuche. Ueber die Fruchtbildung der Ampliicarpaea monoica mit
ihren doppelten unterirdischen und frei in der Luft gebildeten
Früchten. Novemb. 1868. —
Braun. Ueber die Blüthe der Gräser, besonders über Herrn Dr.
M. Schenk's in Siegen dabei gemachte Entdeckung, über deren
Wichtigkeit und einigen Bedenken. — Ueber Herrn M. Kuhns
Schrift „Filices a/ricanae" mit einigen Bemerkungen. Jan. 1868 —
Legte ausführliche Beobachtungen des Herrn Dr. Itzigsohn über
Campylodiscus Noricus vor , dessen Lebenszustand u. daran beob-
achtete aus- und einschiebare zahlreiche nicht schwingende Wim-
pern vor, nebst einer Uebersicht sämmtlicher Arten der Gatt.
Febr. 1868. — Ueber mehrere von Charles Wright ans Cuba
eingesandte neue Arten der Gatt. Najas und deren Verbreitung.
Juni 1868. — Ueber von Dr. Engelmann übergebenen Zucker
von Acer dasycarpon und über Papierfabrikation aus dem Baste
des Affenbrodbaumes. — Ueber die eigenthümliche Algenflora der
märkischen Haiden von Dr. H. Itzigsohn. Juli 1868. — Ueber
den Brandpilz des Schilfrohrs, Ustilago, Verbreitung und Syno-
nymie. — Ueber eine Varietät des krausen Kohles {Brassica olera-
cea crtspa) mit Emergenzen auf der Oberseite der Blätter. Octob.
1868. — Ueber die Geschichte und Synonymie der Amphicarpaea
monoica. — Ueber von Prof. Caspary gesammelte Isoctes - Arten
in Lappland. Novemb. 18G8. —
Dönitz. Ueber die angeblichen Verschiedenheiten im Schädel der
Haus- und der Wild-Katzen und die Unzulänglichkeit der bisheri-
gen Annahmen. März 1868. — Ueber neue kleine Seethiere von
Helgoland; — Ueber Regeneration bei Campanularia geniciäata,
mit einer Kritik der Campanularien von van Benedeu. April
1868. — Ueber sogenannte amöboide Bewegungen und die C oh n-
heim'schen Entzündungs-Erscheinungen. Juni 1868. — Ueber eine
monströse Schädelbildung eines Fuchses aus Schlesien. Juli 1868.
— Ueber die Eckzähne der Lemuriden. Dec. 1868. —
Ehrenberg. Vorläufige Mittheilung über die efsbaren Erden der
Guinea-Neger; — über das ansehnliche Interesse, welches Dr.
Itzigsohn's neueste Beobachtungen von Bewegungsorganen bei
Campylodiscus Noricus erwecken und über die Bedenken, welche
die vielen neueren Arten der Gattung in sich schliefsen. März
1868. — Mittheilung aus Herrn Dr. Herm. Hagen's brieflichen
Nachrichten über die grofsartigen naturhistorischen Anstalten unter
Herrn Agassiz Leitung in Cambridge in Nord- Amerika. — Vor-
legung des lebend. Campylodiscus Noricus von Dr. H. Itzigsohn
gesendet und dessen Vertheilung. April 1868. — Ueber den seit
fast 9 Jahren lebend erhaltenen Hypochthon Laurent!, dessen Er-
nährung und verkümmerte Kiemenathmung. — Vorleg. der von
Dr. Jul. Haast aus Neu-Seeland gesandten grofsen Photographien
der dortigen fossilen straussartigen Riesenvögel. Mai 1868. —
Erläuterungen seiner Abhandlung „über die rothen Erden als
Speise der Guinea-Neger" und den Mangel ziegelrothen Staubes
in ganz Afrika; legte stereoskopische Abbildungen aus Neu-See-
land und einer Pappel im Thiergarten vor sowie die gelungenen
photograph. Darstell, der Nobert'schen Mikrometerlinien des Dr.
Curtis in Nord-Amerika. Octob. 1868. — Ueber Tremstla meteo-
rica alba Lin. Gmel. als angebliche vor kurzem wieder beobachtete
Sternschnuppenmasse. — Vorzeigen eines neuesten Mikroskopes
von Schick. Nov. 1868. —
Engelmann Dr. aus St. Louis (Nord Amerika). Ueber die Re-
sultate seiner Untersuchungen der Abietineen. Mai 1868. —
Förster. Über die persönlichen Verschiedenheiten bei astronomi-
schen Beobachtungen und deren Abhülfe. März 1868. — Einzel-
heiten aus den magnetischen Beobachtungen an der Berliner Stern-
warte. Mai 1868. — Ueber die gegenwärtig sichtbaren Kometen
und die von drei Mitgliedern der Gesellschaft zu unternehmende
Reise zur Beobachtung der Sonnenfinsterniss in Aden. Juni 1868. —
Mittheilungen über die neuesten Spectral - Untersuchungen des
Kometen -Lichtes. Juli 1868. —
InhalUverzeichniaii am dem Jahre 1808.
Fritsdi. Legte ein verkümmertes Straiissenei mit eiiiif^eii Beiiier-
kuiiKi'ii v(ir um! sprach über Nester und Domestication der Strausseii
in Süd-Afrika. April 180S. —
Ilartmaiin. Legte photograpliisclie Darstellungen von afrikanischen
Menschenschädeln vor und schilderte die physischen Kigenthüm-
ichkeilen dieser Völker. März. 18G8. — Ueber einige niedere
Thiere der Nordsecinsel Buekuni. Novemb. 1SÜ8. —
Hilgcndorf. lieber eine neue Gatt, der kurzschwänzigen Krebse
aus den Sammlungen des Baron von der Decken, Deokenia
imitatrix. — Ueber Schallapparate der Krabbengattung Matuta.
Jan. 18G8.
lldltz. Legte einige vom elektrischen Funken durchbohrte Glas-
streifen vor und sprach über die Wirkung solcher Funken auf
das Glas. Jan. 1868. —
Itzigsohn Dr. H. in Quartsehen. Ueber Campylndiscus. s. Braun
Febr. 1868. s. Ehrenberg. April 1868. — Ueber die Algenflora
der märkischen Haiden s. Braun. Juli 1868. —
Kny. Ueber seine entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen am
Vorkeim von Osmunda regalts L. Jan. 1868. — Ueber die Ent-
vvicklungsges<'hiclite des Vorkeims der Poli/podiaceen u. Schizaea-
ceen Nov. 1868. —
Koch. Ueber die monströse Frucht einer Melongena-Art mit Um-
wandlung der 5 Staubgefäfse in Früchte, über ähnlich mifsgebil-
dcte Mohnkapseln, schliefslich über Veränderungen der Frucht an
Pfirsich- und Mandelbäumen. April 1868. — Entwicklung des
Frucbtbechers einer Birne in Form einer Schaale. — Ueber eigen-
thüniliche zweireihige Blattstellung eines Pandamts. Octob. 1868.
— Ueber Missbildungen von Birnen und anderen Früchten, so
wie über die Scheidewand der Cruciferen-Frucht. Dec. 1868. —
Kuhn, Max. (s. Braun Jan. 1868.)
V. Martens. Ueber einige Land - Schnecken aus den Karpathen
Dec. 1868. —
Müller, Otto. Vorlagen einer leicht übersichtlichen Sammlung
eng zusammengeordnetcr Diatomeen von Müller in Wedel. Octo-
ber 1868. —
Peters. Ueber das Os tympanicum von Tachyglossus hjstrix und
über die Unzulässigkeit, dass das Os quadratnm der übrigen
Wirbelthiere mit dem Ambos der Säugethiere zu identificiren sei.
Jan. 1808. — Ueber Phi/tlopterix /oliatus aus Australien und
dessen blattförmige Anhänge an den Flossen. Febr. 1868. —
Ueber Platavanthamyii {taxinrus Btyth) und dessen richtigere Stel-
lung bei den Mäusen als bei den Myoxinen. Octob. 1868. —
Keicliert. Ueber die Homologie zwischen Ambos und Hammer
der Säugethiere einerseits und zwischen dem Quadratbein und
dem Gelenkstück (üs artkulare) des Unterkiefers der übrigen
Wirbelthiere andererseits, und über die diese Homologie nicht
beeinträchtigende Schädelbildung bei Tachyglussua hystrix. Febr.
1868. —
Reinhardt. Ueber mehrere Schnecken aus der Gegend von Frank-
furt a. O. , darunter 2 für die märkische Fauna neue Arten —
Ueber Pupa arctica aus der kleinen Schneegrube des Riesengebir-
ges und dessen Beziehung zu den Alpen. April 1868. — Ueber
eine neue deutsche Hyalina. Dec. 1868. —
Sander. Erläuterte seine Schrift „Beschreibung zweier Microcepha-
lengehime" mit dem Schlufs, dafs eine Vergleichung des mensch-
lichen Gehirns mit dem des Affen nicht stichhaltig sei. April 1868. —
M. Schenk, aus Siegen (s. Braun. Jan. 1868.)
Schneider, A. Ueber die Metamorphose von Mitraria; — über
Enfn'icklung von Cyphonautes compressus Ehrbg. Octob. 1868. —
Ueber die Leistung des Schiek'schen neuesten Mikroskopes.
Nov. 1868. —
Splittgerber. Ueber ein Stück Meteoreisen von Copiapo und
Chile. Jan. 1868. —
v. Strampff. Analysen von See- und Flufswasser zur Fluth und
Ebbezeit vom Watt bei Bremerhafen; — erläuterte seine Methode,
die mikroskop. Objecte auf den Objecttäfelchen leicht aufzufinden
und deren Vorzug vor den bekannten Methoden. April 1868. —
Neue Untersuchungen über den Lebensgehalt im Schlick zu Bremer-
hafen. Mai 1868. —
Thaer. Ueber Verheerungen an Gerstensaat durch die Larven von
Elater segetis bei Graudenz. Mai 1868. —
Vogel. Vorlegung einer grofscn Mond -Photographie von Herrn
Rutherford in New-York. Mai 1868. —
Zenker. Erläuterte seine fiberreichte Schrift über Photochromie.
April 1868. — Ueber die Wüste bei Suez und die Form des
Lavastroms am Vesuv. Dec. 1868. —
S i t z u n g s - B e r i c b t
Gesellschaft naturlorschender Freunde
zu Berlin
am 21. Januar 1868.
Director: Herr Prof. Hof mann.
Herr Peters legte das Os tympanicum nebst dem
Hammer und Ambos von Tachyglossus tiystrix vor und liob
dabei hervor 1) eine Gelenkbiliking des Os ijmpanicuni
für die Anfnaiime i\ei Unterkieferwinkels; 2) die ausser-
ordentliclie Entwickelung des mit dem Processus Folü der
übrigen Säugethiere vergh'cheneri Tbeils; 3) die Verbindung
des ausserordentlich kleinen Amboses, der von Hrn. Flow er
entdeckt ist und der mit der Squama temporalis des Schlä-
fenbeins vereinigt ist. Er legte dieses als einen neuen Be-
weis gegen die Ansicht vor, dass das Os quadratum der übri-
gen A^ irbellhiere mit dem Ambos der Säugethiere zu iden-
tificlren sei, wie es früher schon von Carus, später von
Hrn. Reichert, Schmidt und Huxley geschehen sei.
Herr Holtz zeigte einige Glasstreifen, welche in ihrer
Breite vom elektrischen Funken durchbohrt waren. Diese
eigenthiimllclie Durchbohrung war durch Einkittung des
betreffenden Streifens zwischen grössern Glasmassen be-
wirkt und hatte den Zweck, die Funkenbahn der mikrosco-
pischen ISeobaciitung zugängiicli zu machen. Aus einer
Reihe solcher Beobachtungen hat sich ergeben, dass die
Erscheinung mit der Grösse der sich entladenden Ober-
fläche variirt. Bei kleiner Oberfläche nämlich zeigt sich die
Bahn in Form eines feinen, schwach gefärbten Fadens;
bei grösserer ist dieser Faden breiter, rings von Glasspriin-
gen umgehen und an verschiedenen Stellen von einer Reihe
kleiner Bläschen durchzogen; bei noch grösserer endlich
sieht man eine weisse, wie von Glasstaub gefüllte und von
unzähligen Sprüngen umgebene Röhre. Der Vortragende
glaubt hiernach, dass das Glas durch geringe Elektricitäts-
mengen nur geschmolzen, durch grössere geschmolzen und
an einzelneu Stellen auch zersetzt, durch noch grössere
aber auf die ganze Länge der Funkenbahn zersetzt und
durch die urplötzliche Erwärmung oder die Gewalt des
sich entwickelnden Gases zerrissen und zersplittert wird.
Derselbe will ganz ähnliche Erscheinungen auch in andern
festen Isolatoren beobachtet bahr»!
[1868]
Herr Braun sprach über den Bau der Blüthe bei den
Gräsern und berichtete, nachdem er das bisher bekannte
und die darauf begründeten Ansichten erläutert halle, über
die von Herrn Dr. M. Schenk in Siegen gemachte Ent-
deckung zweier bisher übersehener innerer Blumenhlättrlien,
deren Beschaffenheit durch eine Reihe von dem Entdecker
mitgetheilter Zeichnungen veranschaulicht wurde. Die Lage
und Stellung dieser Theile, auf welche Herr Schenk zu-
erst in der vorjährigen Herbstversammiung des naturhisto-
rischen Vereins zu Bonn, so wie bei der Naturforscherver-
sammlung zu Frankfurt a. M., aufmerksam gemacht hat, ist
mit der bisher gewöhnlichen Auffassung der Grashlüthe
schwerlich in Einklang zu bringen und Herr Schenk hat
es versucht, auf Grund seiner Untersuchungen, eine neue,
von den früheren Erklärungen wesentlich abweichende, Hy-
pothese zu gehen, die, wenn man die Gräser allein im
Auge hat, allen Anforderungen zu entsprechen scheint,
gegen die sich aber bei Vergleichung des Blüthenbaus ande-
rer Familien der Monocotylen gewichtige Bedenken erheben.
Um zu einer sicheren Entscheidung zu gelangen, sind vor
allem weiter ausgedehnte vergleichende Untersuchungen wün-
schenswerth.
Herr Braun legte ferner im Namen des Verfassers
als Geschenk für die Bibliothek vor: Fitices africanae von
Dr. Max Kuhn und knüpfte daian die Bemerkung, dass
in dieser Schrift ein eigener Abschnitt die von ilem in
Afrika ermordeten Baron von der Decken in Oslafrika,
ein anderer die von Prof. Peters in Mozambique gesam-
melten Farne behandelt. Die Zahl sämratllcher afrikanischer
Farne im weitesten Sinn (Gefässcryptogamen) beträgt nach
der Zusammenstellung des Verfassers 683, von denen unge-
fähr 60 hier zum ersten mal beschrieben werden, unter denen
namentlich viele von Mann im tropischen Westafrika und von
Dr. Welwitsch in Angola entdeckte Arten. Die Beschrei-
bungen der ersteren wunlen zum Tlieil den nachgelassenen
Manuscripten von Meltenlus entlehnt, mehrere ikr letz-
1
21. Januar 1868.
Icrpn dem Verfasser von dem Vortragenden zur Veröffent-
licliung niltgellicilt.
Herr S p 1 i t fjerlie r lff;te ein in der Wüste von Ala-
cania in Cliile gefundenes Stück Meteorcisen vor, v^'elclies
aber sclioii sehr beschädigt worden ist. Die Wüste ist
zwischen dem Stillen Ocean und den Anden gelegen, und
erstreckt sich nördlich von Copiapo, welchen Ort man zur
See in zwei Tagen von Valpareiso erreicht, und der durch
eine kurze Kisenbahn mit seinem Seehafen Caldera verbun-
den ist, und woselbst sich viele reichhaltige Silber und
Kupfer-Minen befinden.
Herr Ililgendorf legte eine neue Gattinig, Deckenia
(iniitti/ri.i), der kurzschwänzigen Krebse vor, aus den Samm-
lungen des Baron v. d. Decken stammend. Dieselbe ge-
hört wesen ihrer entwickelten Branchialkammern bei coxaler
Ausmündung der männlichen Gencrationsorgane zu den Tcl-
phusen, zeigt aber grosse Analogien mit den Oxystomen in
der Beschaffenheit der ausrührenden Canäle, welche (von
den 3ten kieferfiissen grossenlhells unbedeckt) bis zum Vor-
derrand der Stirn reichen, und auch, wie bei den Oxysto-
men, von unten durch einen Fortsalz des ersten Kiefer-
fussses geschlossen werden. Die inneren Fühler liegen
längs gerichtet zwischen den beiden Canälen , und die
äusseren sind gänzlich in die Augenhöhlen verlegt, weil
deren stark gezähnter Unterrand sich bis zu den Ausfiih-
rungsgängen erstreckt. Scheeren und Füsse bieten grosse
Ähnlichkeit mit denen der TelpJiusa ßunia/ilis^ nur sind sie
stärker bewehrt.
Ferner erläutert derselbe Schallapparate der Krabben-
gattung Matiilii. Bei beiden Geschlechtern findet sich eine
VJnrichtung zur Erzeugung eines gröberen Tones an der
Innenseite der Scheeren, zwei geriefle Feldchen, welche
gegen ein neben dem Mundfelde gelegenes Leistensystem
bew eet werden können; den Männchen allein kommt ein
anderer Apparat von feinerem Tone zu, eine quergefurchte
Leiste aussen auf dem Daumen, deren Gegenstück eine
glatte Leiste innen am unbeweglichen Finger der anderen
Schecre zu sein scheint.
Ähnliche Apparate sind von Dana bei Ocypnda nach-
gewiesen; auch die Kamnileisten der Sesarmen und die
Runzeln auf der Hand des Coenobita rugosus scheinen ähn-
liche Bedeutung zu haben.
Herr Kiiy gab einen durch zahlreiche Zeichnungen
erläuterten Bericht über seine entwickelungsgeschicht-
lichen Untersuchungen am Vorkeim von Osnmnda
regalis L., welche er auf Anregung seines mit der mo-
nographischen Bearbeitung der Osmiindaccen beschäftigten
Freundes, des Herrn Dr. Milde in Breslau, unternonimen
hatte. Der Vortragende wies insbesondere auf die Ver-
schiedenheiten hin, welche das Prolhalliiim von Osmunda
in seinem morphologischen Aufbau und der Vcrtheilung
der Geschlechtsorgane vor den übrigen bisher in dieser Be-
ziehung untersuchten .5 Familien der Farne auszeichnen uml
ging spccieller auf die gesetzmässige Zellenfolge ein. Die
noch innerhalb des Exosporiums von d(?m primären Wur-
zelhaar abgegliederte Mutterzelle des Vorkeiines theilt sich
zunächst durch eine, der erstentstandenen parallele und
hierauf durch je eine, ihr senkrecht aufgesetzte Scheidewand
in vier, nach Art von Kreis(]iiadraiiten geordnete Zellen,
deren eine, dem Wurzelhaar abgekehrte, zur Scheitelzelle
wird. Letzlere verjüngt sich, meist 5 — 6 mal, durch schief
geneigte, einander wechseK'v eise aufgesetzte Wände, wie
in der Laubachse von Melzgeria ; gleichzeitig theilen sich
die 3 anderen Quadrantenzellen in der für die Randzellen
jener charakteristischen Weise. In der Scheitelzelle letzten
Grades tritt nun eine zu ihrem Längsdurchmesser senkrechte
Wand auf, wodurch eine Randzelle von einer Flächenzelle
abgetrennt wird. Von nun an gehen alle weiteren Thei-
lungen am Scheitel nach dem für Pellia epiphylla bekann-
ten Gesetz vor sich.
Bei gedrängtem Wachsthum der Vorkeime bilden sich
zahlreiche Adventivsprosse, welche, soweit bisher beobach-
tet, ausschliesslich aus Randzcllen ihren Ursprung nehmen.
Auch ihr Längenwachsthuni wird zunächst durch die Thei-
lung einer Scheitelzelle vermittelt, deren Funktion ebenso,
wie im Hauplspross, durch das Auftreten einer zur Längs-
achse senkrechten Wand ihren Abschluss erreicht.
Die Antheridicn entstehen nicht nur, wie bei der
Mehrzahl der Polypodiaceen, an der Unterseite des Vor-
keiines nahe dem Grunde, sondern ebenso in grosser Zahl
am Rande, nur ausnahmsweise dagegen an der Oberseite.
Die eisten Theilungen, welche die Anordnung der zur Hülle
vereinigten Zellen bestimmen, erfolgen meist nur nach zwei,
seltener nach drei RIchtuneen. Erst zuletzt sondert sich
<iie Centralzelle, aus deren Theilung die SpermatozoI<lien-
mutterzellen hervorgehen, von der Deckenzelle ab, welche
auch ihrerseits durch eine Anzahl von Theilungen zerfällt.
Die in grosser Zahl (häufig über 100) gebildeten Arche-
gonleu sind in zwei continuirlichen Längsbändern an der
Unterseite des Mittelnerven angeordnet, welcher, in seiner
Mediane bis lU Zellschichlen stark, den Vorkeim vom Grunde
bis zum Scheitel durchzieht. Ihre Entwickelung weicht von
der von Hofmeister für die Polvpodiaceen geschilderten we-
sentlich ab, schliesst sich vielmehr der von Sahinia (nach
Pringshcim) au.
Über Bcfnuhtung und Embryobildung sind die Beob-
achtungen des Vortragenden noch liickcnliart. Eine voll-
sländige Darstellung derselben huflt er binnen Kurzem geben
zu können.
21. Januar 1868.
Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen :
Sulla scambiecole soprappnsilione dei Crislalli di Solfalo
potaisicn per A. Scacchi, Napol!.
Del Paratarlialo ammonico-sodico per A. Scacchi. Napoli
1865.
Prodnlti chimici cristatlizati per A. Scacchi. Napoli 1867.
Sülle combinalione della Litina per A. Scacchi. Napoli 1866.
Polisimetria e Polimorfistna dei Crislalli per A. Scacchl.
Napoli 1865.
Dei Solfali doppi di Magnese e Polassa per A. Scacchi.
Aimales dei Museo publica de Buenos Aires. Entr. II. 1867.
Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften.
August 1867.
Repertorio fisico -natural de la Isla de Cuba p. Felipe
Poey. Tome II. N. 5. 6, 7.
Conimissai) geolngicn de Portugal. Mnlluscos fosseis par
Pereira da Costa. Lisboa 1867.
Aufzählung und Beschreibung der Acazien-Arten des Nil-
gebietes von Dr. G. Schweinfurth.
Filices afriranae p. M. Kuhn. Leipzig 1868.
Berichtigung.
S. 33 der Sitzungsberichte 1867 ist der Name „/iega
sponginpltila" bei dem Worte ,.,lsngoda" einzufügen.
Gedruckt in der Druckerei der Koni"!. Akademie der \\ issenscliaflen.
Sitzungs-Bericlit
ilcr
Gesellschaft naturforschender Freunde
zu Berlin
am 19. Fei) mar 1868.
Director: Herr Prof. Hof mann.
Nach Eröffniuifj der Sitzung durch den Director sprach
Herr Reichert über die Homologie zwischen Ambos und
Hammer der Säugethiere einerseits und zwischen dem
Quadralbein und dem Gelenkslück (os cnndjl.) des Unter-
kiefers der übrigen Wirbelthiere anderseits. Im Jahre 1837
(Lher die Visceralb. u. s. w.) hatte er nachgewiesen, dafs
aus dem das Baachrohr umspannenden Theiie des ersten
Visceralbogens hervorgehen: bei Säugethieren — Ambos und
Meckel'scher Knorpel mit Hammer, so wie als Deckknochen
dieser knorpligen Abschnitte der Annul. Ijrnpanicus {os lymp!)
und der ganze Unterkiefer; bei Vögeln dagegen — das Quadrat-
bein nnd der Meckel'sche Knorpel mit dem Gelenkstück des
Unterkiefers, ferner als Deckknochen ausschliefsllch die übrigen
Bestandtheiledes Unterkiefers dieser Thiere. Aus diesen embryo-
logischen Thatsachen mufsle 1) gefolgert werden: dafs der Un-
terkiefer der Vögel und, wie sich später zeigte (Vergleich.
Entwick. u. s. w.), auch der Amphibien und Fische dem der
Säujrethiere und des Menschen nicht völlig homoloe sei. Der
Unterkiefer der letzteren ist, das Gelenkstück eingerechnet,
nur Deckknochen, der der übrigen W^irbellhlere besteht aus
denselben Deckknochen und einem Stück des Meckel'schen
Knorpels, gerade desjenigen, welches bei Säugethieren zum
Hammer und hier, zum Gelenkstück {os cnndjrl.) des Unter-
kiefers ausgebildet wird. Das Gelenkslück des Unterkiefers
der Vögel u. s. w. und der Hammer der Säugeth. mufsten
als homologe Knochen angesehen werden. Ks ging 2) daraus
hervor, dafs der Ambos der Säugeth. und das Quadratbein
(nicht OS tjnip.) der Vi'igel u. s. w. homologe, der Annul.
ij/mpanicus {os lyrnp.') der Säugeth. dagegen und das Quadrat-
bein der Vögel u. s. w. nicht homologe Kopfknochen darstellen.
Es ergab sich endlich 3), dafs die bei ^ ögeln und Amphibien
vorkommenden Gehörknöchelchen, die jedenfalls nicht in dem
ersten Visceralbogen entstehen, im vergleich. -anat. Sinne
nicht Andjos und Hammer genannt werden dürfen, auch dann
nicht, wenn ihnen analoge pliv^Iologisclie Leistungen zu-
fallen. — Es ist nicht zu verlilndern gewe^en, dafs eln-
[1868]
zelne Naturforscher auf die durch die l'-nlwicklungsgeschichte
gewonnenen festen Grundlagen für das vergleichend-anato-
mische Verständnifs eines sehr verwickelten osleologischen
Gebietes selbst heut zu Tage keine Rücksicht nehmen, dafs
man nach \-\ le vor Quadralbein und Paukenknochen auch da
durcheinanderwirft, wo die Bildungsgeschichle bekannt ist;
und dafs von Ambos und Hammer als Gehörknöchelchen bei
Vögeln und Amphibien die Rede Ist, obgleich man weifs,
dafs dieselben nicht aus dem ersten Visceralbogen hervor-
gegangen sind. Thatsachen oder irgend« ie begründete Beweise
gegen die auseinander gesetzte Homologie der bezeichneten
Kopfknochen sind bisher nicht aufzubringen gewesen. Die
von Herrn Peters in letzter Sitzung besprochenen osleo-
logischen Verhältnisse bei Tackjslossus hystrix enthalten nicht
das geringste Moment eines thatsächlichen Gegenbeweises;
sie beziehen sich sogar auf Erscheinungen, die anderweitig
bei Säugethieren und beim Menschen bekannt sind.
Herr Peters legte ein Exemplar eines sehr merkwür-
digen Fisches, PhyUopteryx fnliaius^ aus Australien vor, dessen
Flossen mit blattförmigen Anhängen versehen sind.
Herr Braun sprach über Carnpylndiscus Noricus
Ehrenb. und legte Abbildungen desselben von Dr. H. Ilzlg-
sohn vor, der diese Dia/omee kürzlich in einer Quelle bei
Quartschen mit anderen Diatomeen aus den Gattungen
Stau joptera, Stau roneis, Amphora, Sy n edr a u. s. w.
aufgefunden. Die Gattung, der diese Art angehört, wurde
von Ehrenberg Im Jahre 1841 (Monatsber. d. Akad.) auf-
gestellt und zwar mit 4 Arten, einer fossilen von Franzens-
bad in Böhmen, dem Camp. Clypeus , zwei marinen Arten
und einer Art aus süfseni \A'asser, dem C. Noricus. Die Zahl
der Arien wurde durch neue Enldeckungen rasch vermehrt.
Grunow (Österr. Dialnmeen 186.) führt bereits 48 Arten
auf, unter denen -ü In den Österreichischen Staaten aufge-
fundene, und Rabenhorst (Flora eurnp. Al^arum 1864)
zählt .52 Arien, unter denin '2.3 in Europa lebend beobachtete.
Die meisten Arten leben im Meere oder wenigstens In
19. Februar 1868.
Lr.ikisehcm Wasser, nur ö Arten sind aus siifsem Wasser
bekannt, von denen C. N oticus die vcrbreitetste zu sein
sclieint. Eine Abbildung dieses zierlichen Wesens von dem
urspiünfjliclien Fundorte bei Salzburg gab zuerst Raben-
liorst {Iledivigia I. No. 9, 1854), allein schon im Jahre
voriicr bildete W. Smith (2?nV. Diatomaceoe I. I8ö3) einen
in England gefundenen Campylodiscus unter dem Namen
C costatus ab, der von Grunow und Rabenhorst mit
Recht mit 6'. Noricus vereinigt wird. In Heütvisi" II
(1860) stellt Rleiscli einen Ccimpylodiscus von Strehlen
in Schlesien als C punclutus dar, welcher gleichfalls hierher
gehört.
Grunow (in der gen. Abb. von 1862) hat das Vorkommen
des C. Noricus an vielen Orten, in Österreich, namentlich
in Tirol, nachgewiesen und in Rabenhorst's genannter Flora
werden weitere Fundorte in Sachsen, Bayern, bei Frankfurt
a. M., im Schweizer Jura und im westlichen Frankreich an-
geführt. In der Mark ist er lebend jetzt zum erstenmal
gefunden worden; fossil war er nach Grunow schon früher
als sehr seltenes Vorkommen in der Berliner Infusorienerde
bekannt. Die Gröfse dieser Art ist sehr veränderlich; nach
Rabenhorst wechselt der Durchmesser von ~ ' '"; die
3 6 18 '
Exemplare von Quart sehen zeigten^ — -^"'. Die Punkti-
rung, welche nur an leeren Schälchen sichtbar ^Ird, fand
ich ziemlicii unregelmälsig, weder genau einreihig, noch genau
zweireihig auf den einzelnen Strahlen, wefshalb ich die Form
von Quartschcn keiner der hiernach von Grunow unter-
schiedenen und durch Figuren (T. VII. F. ö u. 6) erläuterten
Varietäten zulheilen kann. Ein allgemeineres Interesse hat
die von Dr. Itzigsolin gemachte Beobachtung, dafs C. No-
ricus an lebenskräftigen Exemplaren ganz beständig zarte
Wimpern zeigt, welche am Rande der Scheibe aus den
pfeifonartigen, nach innen in das Lumen des Panzers über-
gehenden Rühren durch sehr kleine Offnungen hervortreten.
Diese Wimpern zeigen nach Dr. Itzigsohn's Beobachtun-
gen zwar keine bemerkbaren schwingenden Bewegungen,
können sich aber zurückziehen und vorstrecken, erstcres in
der Dunkelheit, letzteres unter Einllufs des Lichts.
Als Geschenke wurden mit Dank vorgelegt:
Annales des Sciences pliysiques et naturelles de Lyon.
Serie III. T. IX. X. 1865. 1866.
Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften.
Sept. und Octob. 1867.
17 Verschiedene kleine Schriften statistischen und techno-
logischen Inhalts von auswärtigen Staaten; (Frankreich, Chili,
Australien u. s. w.) durch Herrn Jagor übergeben.
Gedruckt in der Druckerei der KüdI"!. Akademie der Wissenschaften.
Sitzunss-Bericht
der
Gesellschaft naturforschender Freunde
zu Berlin
am 17. März 18 68.
Director: Herr Prof. Hof manu.
Nach Eröffnung der Sitzung legte Herr Elirenberg die
seit der Entdeckung Amerikas viel besproclienen aber un-
bekannt gebliebenen cfsbaren Enlcn der Guinea-Neger vor,
welche ilini durch freundh'che Mitwirkung der grofsen Missions-
anstalten in Basel und Bremen auf sein Ansuchen am Scblufs
des vorigen Jahres vermittelt worden sind, über deren De-
tails er sich vorbehält an einem anderen Orte ausführlicher
zu berichten. Über das Erdeessen in Abyssinien, namentlich
in den Bogosländern, welches er selbst 1&25 in Erfahrung
gebracht und worüber er 1865 dieser Gesellschaft Proben
vorgelegt , ist vorläufig Einiges im Sitzungsberichte vom
März jenes Jahres publicirt worden.
Darauf sprach derselbe über den ansehnlichen Werth
der in der letzten Sitzung vorgetragenen Miltheilung des
Herrn Dr. Itzigsohn über die aus- und einschiebbaren
Fäden als Bewegungsorgane am Rande des Campylodiscus
noricus, als spät eingetretener Wiederholung der im Jahre
1839 in den Abhandlungen der Akademie bei Navicula
(^Surirella) gernma von ihm mit Abbildungen nachgewiesenen
gleichartigen Bewegungsorgane der Baciliarienfornien. Durch
die 1866 im Januar hier vorgetragene Bestätigung auch der
sohlenartigen Bewegungsorgane der Naviculaceen, welche
die thierische Natur dieser Körper, ungeachtet theoretischer
Opposition, feststellen half, erhält nun diese neue Bestätigung
fufsartiger aus- und einziehbarer Ogane eine besondere \Vich-
tlgkeit für den Charakter der betreffenden Körper und es
ist zu hoffen, dals diese bisher unter den Algenpflanzen
verzeichneten Thiere einer öfteren Revision unterworfen
werden. Da in den vom Vortragenden selbst gehaltenen
Verzeichnissen der vielen neuen Specialnamen der Campy-
lodiscus-Arlen 76 Namen der verschiedenen Beobachter vor-
kommen, also noch weit mehr als Raben hör st's ,,Algenwerk,
1864" verzeichnet, vom Vortragenden selbst aber auf der
ganzen Erdoberfläche sammt den Meeresgründen nur 16 Arten
unterscheidbar geworden und zumeist in der Mikrogeologie
[1868]
oder den Monatsberichten der Akademie aufgezählt sind, so
ist freilich zu vermuthen, dafs die 76 Namen 3 — 5 fache
Wiederholungen derselben 16 Arten oder einiger ^^eniger
mehr sein mögen, bedingt durch die Schwierigkeit, die
Skulptur der Schalen und deren Variationen bei lebenden
Formen zu erkennen.
Herr Förster machte einige Mittheilungen über die
Erscheinungen der persönlichen Unterschiede, welche sich
bei den astronomischen Zeit-Messungen herausgestellt haben.
Nach einem kurzen Rückblick auf die bisherigen Erfahrungen
auf diesem Gebiete, für welche die Physiologie im Allge-
meinen befriedigende Erklärungen und Maafs-Bcstimmungen
an die Hand gehe, erwähnte der Vortragende des reichen
Materials, welches ihm die letzten Jahre der astronomischen
Thätigkeit innerhalb des Centralbüreau's der Europäischen
Gradmessung für diese Untersuchungen gewährt haben.
Es ist bei den zahlreichen astronomischen Längenbe-
stimmungen, welche das Centralbüreau ausgeführt hat, u. A.
auch ein Apparat zur absoluten Bestimmung der persönlichen
Correktionen hergestellt und angewandt worden, und bei
längeren Untersuchungs-Reihen solcher Art verglichen mit
den Resultaten der Beobachtung von Sternen an verschie-
denen Arten von Fernröhren hat sich herausgestellt, dafs
auch die verschiedenen Arten der Beleuchtung des Faden-
kreuzes bei verschiedenen Personen nach der Natur der
brechenden Flächen der Augen verschiedene Verspätungen
oder Verfrühungen der Auffassung der Durchgangs-Zeiten
der Sterne durch das Faden-Netz des Fernrohrs verursachen
können.
Herr Dönitz zeigte eine Reihe von Schädeln der Haus-
und der Wildkatze vor, an welchen sich alle Übergänge
zwischen den von Blasius angegebenen Merkmalen dieser
zwei Katzenarten nachweisen liefsen. Ein charakteristisches
Kennzeichen der wilden Katze soll darin bestehen, dafs das
Stirnbein an das Schläfenbein slöfst, während bei der zah-
3
8
17. März 1868.
men Katze das SchellclLrin den grolsen KcilLeiiifliigel bc-
rülirt und somit die beiden erstgenannten Knochen von
einander trennt. Es glebt aber einerseits Scliädel von
Wildkatzen, an denen sich dieses Verliäitnifs auf der einen
oder auf bcich-n Seiten wie bei der Hauskatze gestaltet
(z. 15. Anatom. Museum No. 4341 u. 21S1S), andrerseits
findet sicli bei zaluncn Katzen nicht selten das Verhallen,
welches für die Wililkatze charakteristisch sein soll (Anat.
Mus. No. 21.;r.l, 3 u. 21261, 13). — Ein weiteres Merk-
mal der Wildkatze wird darin gefunden, dafs bei ihr im
Oberkiefer der hintere Höcker des Reifszahns nach aufsen
von einer geraden Linie steht, welche den mittleren Höcker
dieses Zahnes mit der Spitze des zweiten Liickcuzahues ver-
bindet. Tx'i Hauskatzen findet sich aber sehr häufig dieselbe
Stellung der Zahnhöcker zu einander. — l!ci der Wildkatze
reichen die Nasenbeine welter gegen die Stirn hinauf als
die Oberkiefer. Doch auch bei Hauskatzen konnnt manch-
mal dasselbe vor (No. 21261, 13). Fast alle Hauskatzen
zeigen oberhalb der Nasenbeine eine Grube, \^ eiche im
frischen Zustande mit einem straffen Faserknorpcl ausgefüllt ist.
Diese Grube Ist identisch mit der Vertiefung der Stirnbeine,
welche bei Wildkatzen die Spitzen der Nasenbeine aufnimmt.
Die Verkürzung der Nasenbeine nun beruht jedenfalls auf
der für alle domesticirten Thierc charakteristischen Ver-
dickung der Knochen, bei welcher so scharfe Ränder, wie
die oberen Nasenbeinspitzen der Wildkatzen, wohl weg-
fallen müssen. Die zur Aufnahme derselben bestimmte
Grube mit dem nicht verknöcheinden Knorpel aber bleibt
zurück. — Schliefslich ähneln die gewöhnlich lang ovalen
(iaumenlöcher der Hauskatze nicht selten den mehr rundlich
gestalteten der W'ildkatze (No. 21261, 7). — Daraus ergiebt
sich, dafs die aufgestellten unterscheidenden Charaktere für
diese zwei Katzenarten nicht haltbar sind, und es fragt sich.
ob man andere durchgreifende Unterschiede auffinden wird.
Es könnte ein solches Merkmal in der stärkeren Ausprä-
gung der Knochenleisten der zahmen Katze und in der
kräftigeren Entwickelung der Zähne bei Wildkatzen ge-
sucht werden. Jedenfalls weicht der Schädel <ler Haus-
katze nicht stärker ab, als von dem der in Nubien beimischen
Fe/is rminiiuilaia^ welche leicht zähmbar ist, und von der
Rüp|>ell unsere Hanskatze hat ableiten wollen. Auffällig
ist, dafs beide Wildkatzen sich mit unserer Hauskatze paaren.
Um die Abstammung der letzteren zu ermitteln ^ärc es
dringend zu wünschen, dafs einmal ägyptische Katzenmumien
der Untersuchung zugänglich gemacht \vür<len.
Herr Hartmann legte die pliotographische Darstellung
einiger früher von Herrn Griesinger präparirter Schädel
centralafrikanischer Schwarzen, sowie einige Portraitdar-
stellungen solcher, vor. Er schilderte kurz die physischen
Eigenthlimlichkeiten der Bewohner von Pur, Fasoglo und
anderen Gebieten des Innern, knüpfte auch Pjemerkungen
über eine fiir die Anthropologie Afrikas sehr wichtige Er-
scheinung an, dafs nändich in der Nordhälfte des Kontinentes
sich erohernde Stämme den von ihnen unterworfenen ffecen-
D o
Über so häufig als aristokratische Schul/.herrn verhalten.
Schllrfslirh zeigte der Vortragende noch einige der inter-
essanten ethnographischen Zeichnungen des verstorbenen
W. V. Harnier (vom weifsen Flusse) herum.
Als Geschenke wurden dankend entgegengenommen:
Abltandlungen der Akademie der PJ^issetiscluiften zu Herlin^
Jahrg. 1866.
Monatsbericht der Akademie der l^issenschaften zu Berlin,
November 1867.
Berliner enlnmolngisclie Zeitschrift. Jahrg. 11. 1867. H.3. 4.
J'^erhandlunQen des naturfnrsehendew f^ereirts in Brunn,
Rd. '). 1866.
Gedruckt in licr Druckerei der Koni"l. .Skademic der \\'isscn';cliaflen.
Sitzungs-Bericht
Gesellschaft naturforschender Freunde
zu Berlin
am 21. April 1868.
Director: Herr Prof. Förster.
In ALwescnlicit des zeitigen Direclors eröffnete Herr
Professor Uofmann die Sitzung.
Herr Elirenberg tlieilte aus einem Briefe des Königs-
Lerger Entomologen Herrn Dr. Herrn. Hagen, jetzt in
Cambridge in Nord-Amerika, sehr ausführliche Nachrichten
über die grofsartige, nirgends bisher so weit gediehene Pflege
der Naturwissenschaften an diesem Orte mit, zu welcher
H. selbst niitberufen worden. Herr Agassiz leitet das
grofsartige ganz aus Privatmitteln wohlhabender Kaufleute
gegründete und sich fortbildende Unternehmen. Er meldet,
dafs der zehnte Theil des für Herrn Agassiz naturfor-
schende grofse Thätigkeit bestimmten stattlichen Gebäudes
für jetzt vollendet ist, welches, 4 Etagen hoch, bereits eine
Ausdehnung von 80 Fufs Länge und 60 Fuls Breite besitzt,
und bis in seine obersten Räume mit nur zum kleinen Theil
erst geordnet aufgestellten Reihen von Naturkörpern aller
Art erfüllt ist, während die Mehrzahl in Fässern und Kisten
wohl verwahrt und nach den Lokalitäten genau etiquettirt
künftiger Aufstellung entgegen sieht. Die Fischsammlung
berechnet Agassiz zu 9500 Arten in etwa 1.50,000 Exem-
plaren, zu deren voller regelrechter Aufstellung in Gläsern
und Spiritus 20,000 Dollars veranschlagt sind. JJie Pe-
trefactcn füllen sorgfaltig geordnet allein 2600 grofse Schub-
fächer. Vielleicht ohne Gleichen sei das Museum reich an
Korallen. Trocken sind an Mollusken bereits über 10,000 Ar- 1
I
ten aufgestellt und in ähnlichem Verhältnils werden alle j
übrigen Abtheilungen gezeichnet. Zur kostenfreien Reise '
nach Brasilien auf Kosten eines Privatmannes erhielt Agassiz
sieben Assistenten und freien Transport der Waaren. Grofse
Geschenke an Naturalien sandte die Kaiserl. brasilianische Re-
gierung ihm nach. Besondere stationäre Sammler werden
in Mossambique und Zanzibar, in Rangoon in Lidien, auf
den Sandwichs-, Societys- und Kingsmills-Inseln im stillen
Meere, am Isthmus und Chile, von Agassiz gehallen und
grofse Mengen nach dem Leben abgebildeter (iegenstände
[1868]
sind bereits zur Disposition. Man sucht junge wohlgeübtc
Kräfte, um diesen ungeheuren Reichthum mit Hülfe der
höchst vollständig eingerichteten Bibliotheken allmälich zum
Nutzen der Wissenschaften zu bewältigen, so dafs es scheint,
als ob von Nord-Amerika aus ein neues weit umfangreicheres
Bild des organischen Lebens auf der Erde in kurzer Zeit
vorgelegt werden könne, als die Umstände in den alten
Kulturländern zu erreichen gestattet haben.
Besonders hervorzuheben sind aufser den so überaus
reichen Sammlungen noch die photographisch -mikroskopi-
schen Leistungen, welche das Kriegs-Departenient der ver-
einigten Staaten mit beispielloser Theilnahme begünstigt;
und wovon bereits in den Monatsberichten der Berliner
Akademie 1866 einige Nachricht gegeben worden.
Derselbe legte dann die von Herrn Dr. Itzigsohn
eingesandten lebenden Campylodiscus noricus vor und empfahl
sie den sich dafür interessirenden Herrn Mitgliedern zur
Prüfung auf die in den vorigen Sitzungen angegebenen
Charaktere.
Herr v. Strampff hatte von dem Herrn Baurath Erb-
kam zwei demselben von dem Herrn Wasserbau-Director
Berg in Bremen Mitte März d. J. übersandte Flaschen,
die eine gefüllt mit klarem flüssigen Schlick vom \V att bei
Bremerhafen zur Ebbezeit aufgenommen, die andere gefüllt
mit Fluthwasser, geschwängert mit Schlick eben daher, zu-
gestellt erhalten, und sich der gewünschten mikroskopischen
Untersuchungen zunächst des Schlicks der ersten Flasche
unterzogen. Es fanden sich darin fast ausschliefsliclie Meeres-
gcbilde , meist Polygaslern , doch auch Phytolitharien,
Polythalamien, und die Schale eines Brachionus; unter den
Polygastern ausgezeichnete Formen von Aciinncyclus , Acti-
nofttychus , Coscinodhcus , Craspedodiscus , Cainpylodiscus,
Diclyocha, Zygoceros \\. a., die nach den vom Herrn Prof.
Ehrenberg im Monatsberichte der Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin vom November 184;} veröffentlichten Un-
10
21. Jprii 1868.
tersuchungeii in iJer Nordsee, im Schlick der Mündungen
der Sclieliip, Kms und der bennclil)arten Jahde vorkommen,
lune unil die andere Form dürfte indels neu sein. Zeich-
nungen wurden vorgelegt uml einige auffallende Formen
unter dem Mikroskope gezeigt.
Zugleich theilte Herr v. S tramp ff seine Methode zur
Wiederauffindung mikroskopisrlicr Ohjecte mit. Kr bedient
sich dazu eines mittelst einer Liniir-Maschine mit horizon-
talen nnd pcrpendiculären, in gleichen und sehr kleinen
Abständen bezogenen Papiers, wie solches zur graphischen
Darstellung bei physikalischen Untersuchungen benutzt \\\n\.
Kin ausgeschnittenes Stück dieses Papiers mit einer Öffnung
in der Mitte, um das Licht nicht abzuhalten, %-v ird auf dem
Objectlisch befestigt , und die obere horizontale und die
erste senkrechte Linie \'\erden In bestimmten gleichen Ent-
fernungen mit Zeichen, Zahlen und Buchstaben, versehen.
Der Beobachter bestimmt nun zur künftigen Wiederauffin-
dung des Gegenstandes die Lage des Objectträgers lediglich
nach dem Absland seines oberen Randes und seines Selten-
randes von der oberen horizontalen und der ersten senk-
rechten Linie des linilrten Papiers und notirt sich diese Ab-
stände. Die Wiederauffindung des Objects läfst sich sehr
leicht dadurch bewerkstelligen, dafs der Objectträger mit
seinem oberen Rande und seinem Seitenrande wieder in
die notirte Lage gebracht wird. Die Linien können, was
sich empfehlen dürfte, auf dem Objecttlsche selbst einge-
graben und bezeichnet werden, wozu der Optiker Herr
Schi eck erbötig ist.
Im Wesentlichen stimmt diese Melliode mit der vom
Herrn Professor Bailey im Jahre 1855 im ^hnerUan Jour-
nal of science and arls. Vol. XX, bekannt gemachten, vom
Herrn Professor Ehrenberg in der Sitzung der natnr-
forschenden Gesellschaft im December 1855 besprochenen
überein. Sie unterscheidet sich von Herrn Bailey's so-
genanntem universal indi'calnr hauptsächlich dadurch, dafs
jedes in der angegebenen Weise mit Linien bezogene Pa])ier
zweckdienlich erscheint, ohne dafs es der Bezeichnung des
Mittelpunktes, eines bestimmten bekannten Maafses für die
Abslände und der Zeichnung einiger sich kreuzender Linien
auf der unteren Seite der Objectträger bedarf. Lsl der Ab-
stand der horizontalen und ersten perpcndikulären Linie
vom Mitlclpunkte des Gesichtsfeldes eines Mikroskopes be-
kannt, so lälst sich eine Cople des bezeichneten Papiers
auf jedem anderen Mikroskop in der gleichen Lage befestigen
und dann das gesuchte Objeet leicht wiederfinden.
Herr Reinhardt legte mehrere Srbnerken aus der Ge-
gend von Frankfurt a. O. vor, nämlich lebende Exemplare
von Buli'niniis Iridens Müll, und von Helix striata Müll.
darunter auch 2 für die märkische Fauna neue Arten, näm-
lich Vitrinii diiifihana Drap, und Piipa enstulata Nilss. ; bei
letzterer Art suchte er, nach einer Kritik der Diagnosen
von /-'. rosiutdiii bei Pfeiffer und Küster, die Identität der-
selben mit Pupii ascaniensis A. Schmidt nachzuweisen.
Derselbe theilte ferner mit, dafs er im Museum der
natnrforschenden Gesellschaft zu Görlitz eine noch iinbe-
stlniinte, von Herrn Hieronvmus in der kleinen Schnee-
grulie des Riesengebirges gesanwnelle Pu/ki vorgefunden
habe, in welcher er die bisher nur in Lappland gefundene
P. iirrticA Wallenberg erkannte; zugleich machte er auf
die nierk\> ilrdlge Thatsache aufmerksam, dals diese Schnecke
an einem Oric gefunden sei, der auch durch das Vorkommen
hochnordischer, in den Alpen fehlender Pflanzen, wie Saxi-
fraga nivalis L. , Dichelyrtia falvatuni Hedr. u. a. den Bo-
tanikern bekannt sei, woraus, wie dies z. B. von VKichura
geschehen , auf eine frühere Übereinslimninng der Floren
(und vielleicht der Faunen?) des Riesengebirges mit Scan-
dinavien geschlossen werden k'inne.
Herr Dünitz sprach unter Vorzeigung von Präparaten
und Zeichnungen über einige niedere, für die Fauna von
Helgoland neue Seethiere. Dem von Leuckart in den
Beiträgen zur Kenntnifs wirbelloser Thiere gegebenen Vcr-
zeichnils müssen hinzugefügt werden:
1) Aus der Klasse der Bryozoen Buguta r.erilina, Canda
replans und Metnbranipnra lintnla.
2) Aus der Klasse der Coelenteraten Sertularia rugnsa,
Pluriiulariii setacea nnd Catnpanularia verticillata. Letztere
wurde aus einer Tiefe von 150 — 2ÜÜ' beim Haifischfang
an den Angelhaken heraufgezogen.
Ferner zeigte der Vortragende ein Präparat von Cam-
panularia geniculata , an welchem eine Glocke nicht un-
mittelbar vom Polypenkopf ausgefüllt wurde, sondern eine
zweite, ihr ganz ähnlich gestaltete Glocke enthielt, in welcher
erst der Polypenkopf steckte. Schon die letzten Ringe des
Polypenträgers zeigten gröfsere Dicke und deutlichere Schich-
tung als gewöhnlich. In dem untersten Abschnitt der Glocke,
welcher unterhalb des Diaphragmas gelegen ist, erkennt
man deutlich zwei ungefähr gleich dicke Schichten im äufseren
Skelett. Oberhalb des Diaphragmas trennt sich die innere
von der äufseren Schicht und bildet hier eine vollständige
Glocke, deren Rand sich an den Rand der äufseren Glocke
wieder fest anlegt. Dieser Befund deutet auf eine vorauf-
gegangene Verstümmelung des Polypenkopfes, nach welcher
eine Regeneration mit Bildung einer neuen Schale aufgetre-
ten war, in ähnlicher Weise, wie Van Beneden abge-
rissene Köpfe von Tubularien sich wieder ersetzen sah. —
Ein charakteristisches Merkmal der Campanularia geniculata
•21. Ai,ril 1868.
11
bestellt in der ungleichmäfsigen Dicke ihres äiifseren Ske-
lettes. Diejenige Seite desselben, von ■^^ elcher die nächst
obrre Glocke entspiingf, ist stark verdickt; sie kann 12
bis 20 mal dicker sein als die gegenüberliegende Wand.
Dieser Unterschied in der Stärke der Wandungen setzt sicii
vom Stamm durch den Polvpenträger bis in die (ilocke
hinein fort. An der Spitze der Polypenstöcke ist der Un-
terschied nicht so aufnilllg wie am Grunde derselben.
Es beruht dies augenscheinlich darauf, dafs die i-oniractile
Substanz des Polypen fortwährend neue Schichten auf die
Innenfläche der äufscren Stiitzlanielle aullagert, welche jedes-
mal, wie bei der ersten Bildung, auf der Glockenseite stärker
ausfallen als auf der gegenüberliegenden.
Die Summirung dieser kleinen Unlerscliicde bedingt
schliefslich die angegebene Differenz von 1 — 20.
Schliefslich machte der Vortragende auf einige Mängel
der Zeichnungen aufmerksam, mit welchen Van Beneden
sein neues Werk: Recherches sur l'histolre naturelle des
Polypes, Bruxelles 1867, begleitet. In keiner Figur erkennt
man das Diaphragma der Glocke, das doch schon früheren
Autoren bekannt war und sogar vom Verfasser selbst im
Jahre 1843 in den Abbildungen von Campanularia gelalinnsa
uud vnlubilis wiedergegeben ist. Die Zähne, welche am
Diaphragma sitzen, und deren Gestalt, Lage und Anordnung
Tür die verschiedenen Arten eine verschiedene ist, sind eben-
falls ganz übersehen. Der Rand der Glocke von Campa-
nularia volubilis trägt in Van Beneden's Zeichnung kurz
abgestutzte Zacken, während jedes Präparat einen tief wellen-
förmig ausgeschnittenen Rand mit abgerundeten Zacken zeigt,
gerade wie C. veriiciUata. Die Anzahl der Zacken ist in
V. Beneden's Figuren durcbgängig zu gering ausgefallen.
Herr Fritscb legte der Gesellschaft die Bruchslücke
eines monströsen Straufseneies vor, welches er im Bechuana-
lande aus den Händen von Eingebornen mit dem Bemerken
erbalten hatte, dafs der Straufs stets ein solches als das letzte
eines Geleges producire. Das Ei hatte nur die Hälfte der Länge
eines gewöhnlichen, dabei war aber die Schale von \if" Dicke,
die Oberfläche höckerig, die Bruchflächen von krystallinischem
Ansehen. Da analoge Monstrositäten auch bei anderen Vö-
geln vorkt)mnien und europäische Reisende bisher Nichts
von dieser Eigenlhümllchkelt bemerkt haben, so ist die An-
gabe der Eingebornen allerdings nicht ohne Weiteres als
wahr anzunehmen; der Vortragende hält indessen die Letzteren
im Allgemeinen für so gute Beobachter der Natur, dafs er
glaubte, wenigstens die Aufmerksamkeit auf diese Angabe
zur näheren gelegentlichen Untersuchung richten zu müssen.
Es werden gleichzeitig die stereoscopischen Abbildungen
eines Straufsennestes aufgenommen von Chapnian und einer
Gruppe junger gezähmter Straulse, photographirt auf einer
Farm des Orange-Freistaales, vorgezeigt, woran der Vor-
tragende einige ßemerknugen über die neuerdings In Süd-
Afrika vielfach versuchte Domeslication dieser Vögel knüpft.
Die Straufse werden, wenn sie etwa die Gröfse einer halb-
wüchsigen Gans haben, in der Steppe eingefangen und mit
Kafferkorn sowie gerösteten Heuschrecken grofsgezogen ;
sie gedeihen bei dieser Nahrung gut und werden sehr zahm.
Die Übelstäiide der Domesticallon beruhen hauptsächlich
in dem Erhalten der erwachsenen Vögel, da dieselben ein
sehr grofses, eingehegtes Areal nöthig haben, wenn sie hin-
reichende Bewegung und Futter finden sollen; vielfach gehen
sie durch ihre unersättliche Fressgier zu Grunde, welche
sie veranlafst unverdauliche Gegenstände zu verschlingen;
ferner sind die Männchen sehr bösartig und greifen auch
ungereizt Vorübergehende an, wodurch sie auf den Farmen
zu einer grofsen Plage werden. Endlich ist der Nutzen
der domesticirten Straufse ein sehr geringer, indem die
Federn derselben nur eine geringe Länge erreichen und
dabei steif und unschön bleiben.
Die Domestiratlon der Straufse als Speculatlon hat daher
demnächst wenig Aussicht, allgemeinerdurchgeführt zu werden.
Herr Zenker überreichte sein „Lehrbuch der Photo-
chromle" und berichtete über dessen Inhalt. Die Photochromie
oder die Photographie in natürlichen Farben beruhe auf der zuerst
von Seebeck gemachten Beobachtung, dafs das Chlorsilber sich
unter dem Sonnenspectrum verschieden und zwar der Farbe
der einfallenden Strahlen entsprechend färbe. Dieselbe Beob-
achtung sei später von John Herschel und Edm. Becquerel
gemacht worden, welcher Letzterer als der eigentliche Erfinder
der Photochromie zu betrachten sei. Der Vortragende machte
auf das beigegebene Probebild aufmerksam, das nach Poite-
vins Verfahren auf Papier angefertigt sei.
Die Entstehung der Farben erklärte derselbe, indem er
hervorhob, dal's die vom Chlorsilber reflectirten Lichtstrahlen
mit den kommenden Lichtstrahlen stehende Wellen bilden
müssen, in welchen Punkte vollständiger Ruhe mit Punkten
gröfster Schwingungs-Intensität abwechseln. An den letzle-
ren wird die chemische Action beginnen und von dort nach
beiden Seiten fortschreiten. Daher wird ein System von
Silherpünklchen ausgeschieden werden, die in Ebenen von
einer halben Wellenlänge Abstand geordnet sind. Fällt
auf ein solches System weifses Licht, so zeigt sich bei der
Reflexion nur diejenige Farbe kräftig, deren Wellenlänge
mit der der vorher wirksamen Farbe identisch ist. Für jede
andere Farbe konmien von den verschiedenen Ebenen re-
flectlrender Silberpünktchen die Strahlen in verschiedener
Phase in's Auge nnd löschen sich gegenseitig aus.
4*
12
21. yi^rit 1868.
Herr Julius Sander überreichte eine Schrift: ,,15e-
sthreihung zweier Microcephalen- Gehirne mit einigen lie-
nierkiingcn" und setzte kurz die Gründe auseinander, \^ps-
halLi die namentlich von C '^'ogt vertretene Ansicht, dafs
sich hier eine Annähernng an den Afienlvpus zeige, nicht
stichhaltig sei. Die fossa Sj/iii ist im Gegensalz zu den
Angaben Vogt's vollkonnnen menschlich gebaut und der
/ri/iijs (irti/iiialis ist hochgradig verkleinert, während derselbe
bei lien Affen verhältnifsmiilsig sehr grols ist. So steht
das Gehirn des Microcephalen dem Gehirn <ies Affen weit
ferner, als das Gehirn des normalen Menschen und alle
Beweismittel, die man hier für die nahe Verwandtschaft und
die enge Zusammengehörigkeit von Affen und Mensi hen
gesucht hat, fallen zu Boden.
Herr Koch legte die Frucht einer Solanum -Art aus
dem Sudgenus Melongena vor, wo die /j Staubgefnise in
ebenso viele kleine Früchte sich umgewandelt hatten und
die eigentliche Frucht umstanden. Er hatte sie vor 4 Jahren
im westlichen Frankreich gefunden. Jetzt ist die Pflanze
mit dergleichen Feuchten in der Iluvue horticnle abgebildet
und hat daselbst den Namen Solanum comiculatum erhalten.
Interessant ist es, dafs sich diese Kigenthümlichkeit durch
Aussaat so ziemlich erhält. Andere Mif»bildungen zeigte
er an Mohnkapseln. Dafs von dem Gartenmohn ebenfalls
eine Form existirt, wo die Staubgefäfse sich in Kapseln
imigewandelt h(/ben, ist bekannt, weniger aber, dafs in Her
Kapsel selbst sich wiederum kleine Kapsein unter Umständen
bilden können. Dergleichen Kapseln zeigte Herr Koch.
Von ihnen war besonders eine interessant, wo die innere
Kapsel noch von verkümmerten Staubgefäfsen umgeben war.
^Veiter sprach Herr Koch über Mandel- und Pfirsich-
baum. Nicht genug, dafs man den letzteren als besondere
Art unterschieden habe, sei er sogar von vielen Piotanikern
als der Typus eines besonderen Genus (Persica) betrachtet
x^v orden , während er seinerseits ihn nur für eine Kidtur-
pUanzc des Mandelbaumes mit fleischig gewordener äulserer
Fruchtschale halte. Er habe schon länger gefunden, dafs
gerüllte Mandel- und Pfirsichbäume gar nicht zu unterschei-
den seien. Alle anderen Unterscheidungsmerkmale, beson-
ders in Betreff der Drüsen am Blattstiele, hätte man durch
einseitige Untersuchungen, hauptsächlich an Herbariums-
Exemplaren aufgefunden und seien daher trügerischer Natur.
In Frankreich wurde seit langer Zeit eine sogenannte
Pfirsichmandel kultivirt, welche mau für einen Blendlinir
des Mandel- und des Pfirsichbaumes halte; der Stein stehe
hinsichtlich seiner Oberfläche genau zwischen dem grubigen
und unregelmäfsig gefurchten Pfirsich- und dem mit Löchern
versehenen, sonst aber glatten Mandelslcine, die äufsere
Schale hingegen sei fleischig, springe aber auf. Aussaaten
haben stets gleiche Pflanzen hervorgebracht. Das älteste
und berühmteste Exemplar dieser Pfirsichmandel befand sich
im Jardin de Luxembourg in Paris und sei leider bei den
Veränderungen, welche man daselbst im Winter 1866/67
vorgenommen , abgehauen worden. Er habe ihn früher
mehrmals beobachtet. Noch mehr sei dieses der Fall ge-
wesen mit den Bäumen der Pfirsichmamlel, «eiche sich in
den grofsartigen Baumschulen des Herrn Leroy in Angers
befinden. Das Resultat von Herrn Koch's wiederholten
Untersuchungen in Paris und Angers, was auch durch
Herrn Leroy ebenfalls bekräftigt wurde, wäre gewesen, dafs
hier von gar keinem Blendlinge die Rede sein könne, son-
dern dals man es hier nur mit Formen zu thun hat , von
denen die Pfirsiche und die Kultur- Mandel die äulsersten
Gegenpunkte bilden. Noch besonders interessant war, dafs
die Früchte, welche Herr Koch vor nur 4 Jahren in Angers
gesammelt halte, der Mandel ähnlicher waren, während die
des vorigen Jahres die runde Form der Pfirsiche besafsen.
Dieselbe Beobachtung hatte auch Carriere bei dem Baume
des Luxemburg- Gartens gemacht. Herr Koch legte zu
gleicher Zeit die betreffenden Früchte und Fruchlsteine vor.
o
Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen:
At/i de//' /4caiiernia de//e scienze fisic/ie e inateintiticlie. Vol. 1.
2. 1S63. 1865. Napoli.
Rendiconio de//' Acadeinia del/e siienze. Anno 1 — "> und
Anno 6. Fase. 1 — 5. Napoli.
Lehrbuch der Photochrnmie von Dr. Zenker. 1868.
Beschreibung ziveier Microcephalen - Gehirne von Dr. Jul.
Sander. 1868. (Separatabdr.)
Gedruckt in der Druckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften.
Sitzungs-Bericht
der
Gesellschaft naturforschender Freunde
zu Berlin
am 19. Mai 1868.
Director: Herr Prof. Förster.
Der reitige Director begrüfste zunächst die erschienenen
Gäste, unter denen sich Herr Dr. Engelmann aus St.
Louis (Nord-Amerika) befand.
Herr Dr. Engelmann theilt die Resultate seiner Un-
tersuchungen über die Abietineen mit.
Die Genera, welche diese Abtheilung der Coniferen
bilden, sind durch ihre Wuchsverhältnisse, die Bildung
ihrer Blätter, die Art der Öffnung ihrer Antheren, die
Gestalt ihres Pollens, die Verhältnisse der Früchte (Zapfen),
die Form der Samenflügel und das Dasein oder die Ab-
wesenheit von Harzbehältern auf den Samen aufs Beste
charakterisirt.
Einzelnstehende Blätter nnd innerhalb eines Jahres
reifende Früchte haben 1) Abies (Link) 2) Tsuga 3) Peu-
roides 4) Hesperopeuce 5) Larix 6) Cedrus 7) Picea (Link);
davon tragen 1 — 4 flache, 5 — 7 kantige Blätter, alle,
mit den seltensten Ausnahmen, ganzrandig; bei 5 und 6
bleiben die Achsen der Seitenzweige unentwickelt, daher
deren Blätter in Büschel zusammengedrängt sind. Alle
l)isher genannten tragen bekanntlich ihre kätzchenförmigen
männlichen Blüthen und ihre weiblichen Blüthenstände in
den Achseln vorjähriger Blätter oder an den Enden kürzerer
(am kürzesten bei Larix, etwas länger bei Cedrus) oder
längerer Zweige des vergangenen Jahres. Bündel von
1 — 5 (oder ausnahmsweise bis zu 8 oder 9) fast immer
gesägten Blättern, welche Bündel in den Achseln von
Schuppen stehen, und erst im zweiten Jahre reifende Früchte
charakterisiren bekanntlich 8, Pinus; die männliche Blüthen
sowohl als die weiblichen Blüthenstände werden von den
Trieben desselben Jahres getragen. Andere Gattungen der
Abietineen, zumal Psmdolarix, habe ich zu untersuchen
keine Gelegenheit gehabt.
Die beiden parallelen Antherenfächer öffnen sich der
Länge nach bei den drei letzten Gattungen; bei den fünf
ersten reifsen sie der Quere nach auf. Die Pollenkörner j
[1868]
sind bei den meisten Gattungen länglich mit zwei seitlichen
etwas nach einer Seite gekrümmten Anschwellungen, bei
Tsuga aber sind sie flach schüsselförmig und bei Peucoides
und Larix oval; bei Abies und Picea sind sie ausgezeichnet
grofs, viel kleiner, aber doch sehr verschieden grofs, bei
den PmM.s-Arten.
Die Bracteen innerhalb der Zapfenfrüchte der ersten
sieben Gattungen bleibet! blattartig, sie mögen sich während
der Zeit vergröfseru oder nicht, bei Pinus aber schwellen
sie korkartig an und tragen mit ihrer Rückenfläche wesent-
lich zur Bildung der Scheinfächer bei, in welchen die
Samen liegen.
Bei Abies und Cedrus lösen sich die Schuppen der
reifen Zapfen von der Achse ab, während sie bei allen
andern Gattungen persistiren. Meist fallen die Zapfen
bald nach völliger Reife ab. bei einigen Picea -Arten aber
(Picea nigra unterscheidet sich unter andern dadurch von
P. alba) und bei vielen Pinus-Arten haften sie mehrere, ja
viele Jahre.
Die Samenflügel, von den äufseren Zelllagen der innern
Schuppenfläche gebildet, bedecken die obere Fläche der
Samen bei den meisten Gattungen vollständig; bei Abies
schlägt sich diese Decke auch noch theilweise über die
untere Fläche derselben; bei Cedrus ist sie zerzasert, und
bei FHnus bleiben bei dem reifen Samen aufser einem mehr
oder weniger vollständigen Ringe nur noch Spuren zurück.
Die Samen selbst sind bei Abies, Tsuga und Cedrus mit
grofsen Harzbehältern besetzt, bei den übrigen Gattungen
aber fehlen diese. — Die Zahl der Cotyledonen ist ge-
ringer (meist nur 3 — 5) bei den ersten Gattungen, bei
I^nus und Cedrus aber kommen deren bis zu 12 und mehr
vor; letzte Gattung hat noch die Eigenthümlichkeit, dafs
die Embryonen gekrümmt sind, während sie bei allen
andern Gattungen fast gerade erscheinen.
Die Begränzung der meisten dieser Gattungen ist längst
5
14
19. Mai 1868.
bekannt; daher sei nur bemerkt, dafs Tssuga die bekannten
ost-anierikanischen, west-amerikanischen und ost-asiatischen
Arten umschliefst, welche sich kaum specifisch trennen
lassen. Peucoides, von Spach nur als Section geschieden,
besteht aus der einzigen Art Douglasü; Hesperopeuce ist
ebenfalls ein monotypes Genus, auf Abies Pattuni (syn.
A. Uookeriana und A. WilUamsonii) gegründet, deren
Blüthen ich untersucht, deren Samen mir aber unbekannt
sind. Diese drei (iattungen haben im Allgemeinen die
Blätter von Abies und die Zapfen von Picea, unter-
scheiden sich aber in den andern Organen von diesen
beiden und unter einander, wie oben angegeben, auf das
bestimmteste.
Über Pinus wäre nun noch zuzufügen, dafs eine natür-
liche Gruppirung der zahlreichen Arten nicht leicht zu
finden ist, dai's sich aber die Section Strohus, die sich
an Picea anschliefst, gut charakterisirt durch die gracilen
hängenden Zapfen mit wenig verdickten Schuppen und
die 5-zähligen Blätter, welche nicht, wie bei allen andern
Kiefern, in eine abrupte, ungesagte Spitze auslaufen, son-
dern auch auf dem stumpflichen Ende fein und unregel-
niäfsig gezähnelt sind. An diese schliefst sich Cembra an
mit grofsem Samen und auf ein Minimum reducirten Sa-
menflügeln; die echten Cembra- Arten haben noch, wie
Strobus, wenig verdickte Zapfenschuppen und 5 Blätter,
diese sind aber an der Spitze immer und zuweilen selbst
am Rande ungesagt; die Unterabtheilung Cembroides, unter-
schieden durch die ungewöhnlich dickhöckerigen Schuppen
der kleinen Zapfen, verdient besondere Beachtung, weil
die vier Arten, welche sie bilden (P. monoi^hyUos mit 1,
ednlis mit 2, cembroides = Llaveana mit 3 und Parryi mit
4 — 5 Blättern) ungeachtet der Verschiedenheit in der Zahl
der Blätter so nahe zusammengehören, dafs man sich ge-
neigt fühlt sie als Formen einer einzigen Art zu betrachten,
welche vom mittleren Mexico sich nordwestlich bis Cali-
fornien und Utah erstreckt. Die von einer Scheide um-
schlossenen stielrunden Blätter von P. monojiliijUos haben
übrigens nur einen einzigen centralen Gefäfsbündel und
sind wirklich einfach nicht aus zweien verwachsen, wie
die Blätter von Sciadopifys; es kommen indessen am selben
Baum oder Zweig zuweilen auch zweiblättrige Bündel vor.
Die grofse Menge der übrigen Arten wäre unter der
den beiden vorigen coordinirten Gruppe Pinaster zu be-
greifen; man hat sie nach der Zahl der Blätter in 5, 3
und 2 blättrige eingetheilt; da aber viele Arten 2 oder
3, und einige andere 3, 4 oder 5 Blätter in einem Büschel
zeigen, so wäre ein genügenderer Eintheilungsgrund zu
suchen; ein solcher scheint in der Stellung der weiblichen
Blüthenstände, daher der Zapfen, gefunden. Diese stehen
entweder am Ende des Jahrestriebes, dicht unter der Ter-
minalknospe, oder sie entwickeln sich, zumal bei vielen
amerikanischen Arten, seitlich, am Jahrestriebe gewöhnlich
in Quirlen, und zwar so, dafs über den Blüthenständen
ein beschuppter aber blattloser Achsentheil, und diesem
erst ein beblätterter folgt; zuweilen wiederholt sich dies
noch einmal. Die erste könnte man Si/lvestres, die letzteren
Taeda nennen, nach allgemein bekannten Repräsentanten
dieser Gruppen. Dann könnte man vielleicht noch , als
Unterabtlieilung von Pinaster nach der Fünfzahl der Blätter
Pseiidostrobxis, und nach der Gröfse der Samen und ver-
hältnifsmäfsigen Kleinheit der Flügel Pinea trennen, welche
letztere Gruppe aufser der europäischen zweiblättrigen
P. Pinea die west-amerikanischen dreiblättrigen P. Sabi-
niaria und P. Coulteri und die 4 — öblättrige P. Torreijana
umfassen würde. Die kätzchenartigen männlichen Blüthen
der P»»/s-Arten sind von einer ziemlich bestimmten Anzahl
von Knospenschuppen umgeben, die z. B. bei P. sylvestris
aus 3, bei P. cembroides und P. Canariensis aus 4, bei P.
austriaca aus 8 — 12 besteht, u. s. w. Bei P. resinosa und
P. Canariensis sind diese Schuppen in der Mitte gegliedert.
Herr Ehrenberg sprach wieder über den zuletzt im
Januar 1867 der Gesellschaft vorgezeigten lebenden Ily-
pocJithon Laurenti von 1859, welcher nun 8 Jahre 9 Monate
isolirt fortgelebt hat und sich noch kräftig und munter
bewegt. Seine Farbe ist sehr dunkel geworden und er
verschlang während des Vorzeigens ihm dargebotene kleine
Regenwürmer. Die im Ruhezustande jetzt öfter monate-
lang blutlos gebliebenen weifsen Kiemen wurden durch
seine Aufregung wieder sparsam mit Blut gefüllt, blieben
aber klein, so dafs die Lungenathmung bei demselben jetzt
jedenfalls fortdauernd überwiegend vor der Kiemenathmung
erscheint. Rücksichtlich der im Jahre 1862 in den Monats-
berichten der Berliner Akademie ausführlich geschilderten
Nahrungs Verhältnisse wurde bemerkt, dafs Hr. Prof. Grube
in Breslau in den Jahresberichten der Schlesischen Ge-
sellschaft 1865 pag. 64 die sehr interessante nähere Be-
stimmung jener Annulatenformen mit gabelförmigen Borsten
gewonnen hat, welche nun die Reihe der in der Magda-
lenengrotte lebenden augenlosen Würmer vermehren. Nach
den aus dem Leibe der Olmen genommenen, von mir an
Herrn Grube gesandten, Exemplaren konnte bestimmt
werden, dafs sie sehr wahrscheinlich der Saenuris barbata
Gr. angehören, einer augenlosen bisher in Krain noch nicht
beobachteten Naidine, die Hr. Grube in dem Vranasee
der Insel Cherso aufgefunden hat, wobei bemerkt wird,
y,9. Mai 1868.
15
dafs der See auch nach Prof. Lorenz Urtheil wohl im
unterirdischen Zusammenhange mit dem Festland steht.
Hierauf legte Derselbe die von Herrn Dr. Julius
Haast nach Wien gesandten grofsen Photographien von
sechs ganzen Skeletten der straufsartigen Riesenvögel von
Neu-Seeland zur Kenntnifsnahme auch hier vor, welche
durch Herrn Dr. v. Hochstetter freundlich übermittelt
worden.
Herr E. von Stranipff theilte im'Anschhifs an seinen
Vortrag in der letzten Sitzung mit, dafs bei der mikro-
skopischen Untersuchung des mit Schlick geschwängerten
Fluthwassers aus der vom Herrn Wasserbau- Direktor
Berg in Bremerhafen übersandten zweiten Flasche andere
Organismen als in dem zur Ebbezeit aufgenommenen oberen
(nicht „klaren") flüssigen Schlick der ersten Flasche sich
nicht vorgefunden hätten. Das jetzt untersuchte Wasser
sei im Verhältnifs zum Inhalt der ersten Flasche arm an
Formen, den Arten und der Zahl nach, und selbst der
durch Deklariren und Filtriren gesonderte Schlick der
zweiten Flasche minder ergiebig. Diefs erkläre sich dar-
aus, dafs dem Schlick des Watts bei Bremerhafen unaus-
gesetzt Meeres-Organismen zugeführt würden , die sich an
dessen erdigen Theilen festsetzten und davon vermehrten,
während Ebbe und Fluth nur eine geringere Menge wieder
wegspühle.
Herr Thaer machte eine Mittheilung über einen in
der Nähe von Graudenz in diesen Tagen stattgehabten
Fall der Verheerung von Saatfeldern durch die Larven
des Elater segetis. Schon im Jahre 1866 und 1867 hatte
hatte sich dieser Feind namentlich in der Gerste gezeigt,
doch sporadisch. In diesem Frühjahr hat derselbe unter
andern innerhalb etwa 10 Tagen ein üppig stehendes
Gerstenfeld von 110 Morgen total vernichtet. Auffallender
Weise ist diejenige Gerste, zu welcher ira Frühjahr noch
einmal gepflügt war, nicht beschädigt, sondern nur die-
jenige, welche ohne Frülijalir-Pflugfurche mit dem Grubber
bestellt war; desgleichen sind im Gegensatz zu früheren
Erfahrungen die mit der Walze behandelten Felder mehr
verwüstet, als die nicht gewalzten. Die humosen lockeren
Bodenarten sind stärker betroiFen als die thonigen, und
die Niederung mehr als die Höhe. Zahlreiche Scolopender
fanden sich aufser dem Elater in der Ackerkrume, — ob
Feinde desselben? —
Herr Förster besprach einige Einzelheiten aus den
Resultaten der magnetischen Beobachtungen der Berliner
Sternwarte. Er erinnerte an die mehrjährigen Perioden,
welche sich in den Jahresmitteln der täglichen Schwankun-
gen der Declinationen zeigen, und theilte mit, dafs die-
selben bis in die neuste Zeit in den Berliner Beobachtun-
gen sehr klar hervortreten. Zum Schlufs wurden einige
Erfahrungen über die Torsions -Constanz von Aluminium-
Bronce-Dräthen, welche sich bei den Berliner magnetischen
Beobachtungen ergeben haben, hervorgehoben. —
Herr Vogel, welcher als Gast anwesend war, legte
eine ausgezeichnet scharfe und grofse Mond-Photographie
von Herrn Rutherford in New -York vor und knüpfte
daran einige Bemerkungen über Herrn Rutherford 's
Verfahren.
Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen:
Monatsbericht der Berl. Akademie. 1867. December.
Bericht über die Verhandlungen der Europäischen Grad-
messung. Berlin 1868.
Abhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg.
Bd. 3. Hälfte 2. 1866.
Lotos, Zeitschrifl für Naturwissenschaften. Jahrg. 15-17.
Prag. 1865-1867.
Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften.
Berlin, Universitätsstr. 8.
Sitzunffs-Bericht
der
Gesellschaft iiatiirforschender Freunde
zu Berlin
am 16. Juni 1868.
Director: Herr Prof. Förster.
Hr. Braun sprach über die von Charles Wright auf
Cuba gesammelten Arten der Gattung Najas. Die neuesten
Sammlungen dieses unermüdlichen Erforschers der Insel von
1865 enthalten aufser anderen interessanten Wasserpflanzen,
z.B. einer neuen Isoetes- Avt (/. cubana Engelm.) 8 Nummern
aus der Gattung Najas, durch welche 4 verschiedene Arten,
zum Theil in mehreren Formen, vertreten sind. Zunächst
die über alle Welttheile verbreitete iV. major All. (No. 81),
die aus VVestindien bisher nur von Antigua bekannt war
(Grisebach, Flora of brit. west. ind. II. 507). Die übrigen
Arten Cuba's gehören der Section mit monöcischen Blüthen
(Caulinia W.) an und zwar sämnitlich der Gruppe der
Arten mit abschüssigen (weder gestutzten, noch geohrten)
Blattscheiden, deren Hauptrepräsentanten iV. arguta (in Süd-
amerika) und N. flexilis (in Nordamerika und Nordeuropa)
sind, erstere durch vorgezogene, eine vielzellige Vorragung
bildende und mit einem Stachelspitzchen gekrönte Zähne
des Blatts ausgezeichnet, letztere durch Zähne aus einer
einzigen Zelle, dem blofsem Stachelspitzchen. Von den
cubanischen Arten schliefsen sich die zwei nächstfolgen-
den der ersteren, die dritte der letzteren Art an. No. 75
ist N. conferta A. Br. in Seemann's Journ. of Rot. II.
507 (als Abart von N. arguta"), früher nur aus Brasilien
bekannt, durch sehr dichte Beblätterung und büscheli-
gen Wuchs ausgezeichnet. Die Fruclit schlank mit un-
deutlichen langgezogenen Vertiefungen an der Oberfläche.
Nr. 78 N. Wrightiana A. Br., eine der vorigen sehr nahe
verwandte neue Art, mit langgezogen-pyramidalem, dichtem
Wuchs, ungefähr wie bei N. graminea, Blätter von -l™"
Breite, jederseits mit 10 — 18 starken Zähnen, einer kurzen
(wenig über 1™™ langen) Frucht, welche an der Schale
undeutlich, am Samen sehr deutlich 20 — 24 Reihen rund-
lich-quadratischer Vertiefungen zeigt. Nr. 73 ist eine va-
rietas laxa derselben Art, deren Zweige mehr ausgebreitet,
die Blätter breiter sind. Nr. 72, 74, 76 und 77 gehören
[1868]
zu N. microdon A. Br., einer sehr vielgestaltigen, früher
zu N. flexilis gerechneten Art, deren Stelle sie in den süd-
licheren Theilen Nordamerikas, in Westindien und Süd-
amerika vertritt, und von der sie sich hauptsächlich durch
die Sculptur der Frucht (und des Samens) unterscheidet.
Die Frucht ist kürzer (1 — 2'"™ lang), weniger glänzend,
mit kaum über 16 Reihen fast quadratischer Vertiefungen;
bei N. flexilis ist sie 2^ — 3""" lang, ausgezeichnet glatt
und glänzend, mit undeutlicher Zeichnung; erst am Samen
erscheinen deutlich gegen 40 Reihen sehr kleiner rundlich-
quadratischer Vertiefungen. Von iV. microdon giebt es For-
men mit breiteren und schmäleren Blättern, erstere meist
mit zahlreicheren Zähnen, ferner mit flachen, schwach
wellig gebogenen und am Rande stärker wellig-gekräuselten
Blättern. Man kann darnach 2 Hauptvarietäten und einige
Untervarietäten unterscheiden und zur Bezeichnung der
ersteren bereits vorhandene Benennungen benutzen: N. mi-
crodon ct. guadalupetisis mit Blättern, welche unter 1™"
breit sind. Hieher gehören die angeführten Cubanischen
Nummern und oiine Zweifel N.jlexilia Griseb. Cat. pl. Cub.
p. 218. Wright's Nr. 72 und 77 sind flachblättrig und
besonders erstere äufserst kleinzähnig; mit diesen stimmt
üherein N. flexilis ß. fusi/oDiiis Chapinnu aus Florida. Bei
Nr. 74 und 76 sind die Blattränder leicht auf und nieder-
gebogen, doch nicht so stark wellig wie bei den Exem-
plaren von Guadeloupe, auf welche Sprengel seine 6a«-
linia guadalupensis gegründet hat. Unter N. microdon ß.
curassavica, mit über l"™ breiten Blättern, welche Abart
in Cuba noch nicht beobachtet ist, kann man die frülier
in Seemann's Journal 1. c. als N, flexilis rar. curassavica
und vor. Gollmeriana bezeichneten Formen, vielleicht aucli
N. flexilis var. punctata, vereinigen.
Hr. Dönitz sprach über sogenannte amöboide Bewe-
gungen und die Cohnheim'schen Entzündungserschei-
nungen.
6
18
16. Juni 1868.
Die in Gemeinschaft mit dem Dirigenten des hiesigen
städtischen Pockenhauses, Hrn. Dr. Poppelauer, ange-
stellte Untersuchung des Eiters frisc-licr Variolapusteln ergab
folgendes. Wenn man das zu untersuchende mikroskopische
Praeparat in der Art anfertigt, dafs sich Luftblasen unter
dem Deekglase befinden, so häufen sich die in frischer
Lymphe noch spärlich vorhandenen Eiterkörperchen all-
mählich an der Grenze der Luftblasen an. Nach Verlauf
von etwa einer viertel Stunde beginnt eine höchst eigen-
thümliche Erscheinung. Es dringen aus der mit Eiter-
körpern besetzten Grenzschicht der Flüssigkeit schwach
contourirte, hyaline Fortsätze hervor und ragen in die
Luftschicht zwischen Objectträger und Deckglas hinein.
Zusehends werden sie länger und verbreitern sich gegen
ihr freies Ende hin, welches selbst wieder kleinere Fort-
sätze ausschickt, die wieder eingezogen zu werden pflegen,
in dem Maafse als die Hauptmasse der ausgetretenen Sub-
stanz sich von dem Lymphtropfen entfernt. Die dünnen
Fäden, welche die wandernden Körper mit der Grenz-
schicht der Lymphe verbinden, reifsen dann einer nach
dem andern ab, so dafs schliefslich mannichfach gestaltete
Körperchen in einiger Entfernung von dem Lymphtropfen
diesen umgeben. Diese Körper sind durchaus hyalin, nur
manchmal erscheinen sie mehr oder weniger körnig, wegen
Unebenheiten der Oberfläche oder wegen zufällig ankle-
bender Körnchen. Es fehlt ihnen jede Spur eines Kernes.
Ihre Gröfse schwankt, doch übertreffen sie häufig die Eiter-
körper um ein mehrfaches. Sie liegen alle in einer Ebene,
weil sie an der Fläche des Glases haften. Über ihren
Ursprung kommt man ins klare, wenn man solche Stellen
untersucht, an denen vereinzelte Eiterkörperchen in der
Lymphe liegen. Da erkennt man, dafs jeder Faden von
je einem Eiterkörperchen ausgeht. Mag die ausgetretene
Masse aber noch so voluminös sein im Verhältnifs zum
Eiterkörperchen, so verläfst doch dieses letztere den Lymph-
tropfen nie.
In ihren optischen und mikrochemischen Eigenschaf-
ten haben diese Körper die gröfste Ähnlichkeit mit den
sogenannten Eiweifstropfen, welche aber, in Flüssigkeiten
suspendirt, sich zu Kugeln abrunden, während die frag-
lichen Gebilde, unter dem Einflufs der Adhäsion der
Glasfläche stehend, sich polymorph gestalten. Beim Aus-
treiben der glashellen Körper aus der capillaren Flüssig-
keitsschicht dürfte hier die Verdunstung eine Hauptrolle
spielen. Dies scheint daraus hervorzugehen, dafs der Aus-
tritt am häufigsten am freien Rande des Lymphtropfens
erfolgt, hingegen um so spärlicher wird, je kleiner die
Luftblasen sind, um welche die Eiterkörper sich gelagert
haben. Eine kleine Luftblase ist aber so schnell mit Feuch-
tigkeit gesättigt, dafs die Verdunstung schon aufhört, noch
bevor das beschriebene Phaenomen eintreten konnte.
Dieser Vorgang ist nun bis in alle Einzelheiten hinein
ein getreues Abbild der von Cohnheim beschriebenen
Entzündungserscheinungen am Froschmesenterium, mit dem
Unterschiede, dafs dort weifse Blutkörper, hier Eiterkörper
untersucht werden, und dafs dort eine Gcfäfswand durchsetzt
wird, deren Resistenz hier durch die Cohäsion der Grenz-
schicht einer Flüssigkeit, des Lymphtropfens vertreten wird.
In der Deutung der beobachteten Erscheinung beging aber
Cohnheim das Versehen, dafs er die durch die Gcfäfs-
wand hindurchgehenden Körper für weifse Blutkörper hielt,
während sie doch nur aufgequollene Theile des Inhaltes
derselben sind. Die Kerne aber bleiben mit dem gröfsten
Theil der Inhalt sraasse innerhalb des Gefäfslumens zurück.
Die ausgetretenen Massen können demnach, wenn diese
Vorgänge wirklich zur Eiterung führen, wohl etwas Mate-
rial zur Bildung des Eiters abgeben, können aber niemals
Eiterkörper werden, so lange nicht nachgewiesen ist, dafs
Zellkerne sich frei in einer durchaus homogenen Eiweifs-
substanz bilden können.
Man kommt somit zu dem Schlufs, dafs die bestehende
Entzündungslehre durch Cohnheim nicht alterirt worden
ist, und dafs man Unrecht tbut, die fraglichen Körper mit
Amöben zu vergleichen und ihre Formveränderungen amö-
boide Bewegungen zu nennen, da dies immer eine active
Formveränderung voraussetzen würde; und wenn fremde Kör-
perchen ihnen ankleben, so heifst es mindestens der Sprache
Gewalt anthun, wenn man dies ein „Fressen" nennt.
Der Vortragende machte ferner darauf aufmerksam,
dafs dieselbe Erscheinung sich auch an Wundeiter beob-
achten läfst, der nur zu viel Eiterkörper und moleculare
Beimengungen enthält, um eine vollkommene Einsicht in
den Vorgang zu gestatten. Viele Bewegungserscheinungen
an weifsen Blutkörpern innerhalb des Blutes selbst müssen
in ähnlicher Weise gedeutet werden wie das beschriebene
Phänomen.
Hr. Ascherson legte drei bereits von Sloane Catal.
Jamale, p. 5, Hist. Jamale. I. p. 61 im unfruchtbaren Zu-
stande unterschiedene Meerphanerogamen Westindiens vor,
von welchen er durch die Güte des Dr. Engel mann mit
(sämmtlich weiblichen) Blüthen versehene Exemplare, von
Wright an der Küste von Cuba 1865 gesammelt, zur Un-
tersuchung erhalten hatte. 1) (Wright 186.5 no. 82) Tha-
lassia testuclinum Kön. {Alga angustifoUa vitrariorum Sloane
1. c.) Der Blüthenbau bestätigt vollkommen die im Jan.
1867 ausgesprochene Vermuthung, dafs Schizotheca Hern-
16. Juni 1868.
19
prichü Ehrb. des indischen Oceans mit T. teittüdinum min-
destens generiscil identisch ist. 2) (Wright 1865 no. 84)
Halodulel Wrightii Aachs. (Alga marina graminea angustissimo
folio Sloane 1. c). Nach dem Wüchse und dem Bau der
Blätter der Ilalodule austraUs Miq. des indischen und stillen
Oceans so ähnlich , dafs an der generischen Zusammen-
gehörigkeit nicht wohl zu zweifeln ist, obwohl höchst wahr-
scheinlich wegen der viel längeren, relativ und auch ab-
solut schmäleren Blätter {\ — 1""", bei H. austraUs bis 2"""),
welche an den feinblättrigen Exemplaren lang- und fein
zweispitzig mit abgerundeter Bucht enden, als Art zu trennen.
Unfruchtbare Exemplare derselben Pflanze lagen schon
früher von der Küste Nieder-Guineas (Loanda und Ambriz,
Welwitsch it. angol. no. 246) und von der westindischen
Insel St. Thomas (Krebs im Kopenhagener Museum) sowie
von Haiti (Weinland) vor. Die vorliegenden weiblichen
Blüthen, welche wie bei Cymodocea aequorea Kön. einen
mit Laubblättern versehenen Sprofs beschliefsen, der zur
Blüthezeit meist schon von einem Laubzweige übergipfelt
wird, zeigen wie bei dieser Art zwei neben einander
stehende Carpelle, deren jedes aber nur eine (nicht zwei)
bandförmig abgeplattete , an der breiten Spitze ausgeran-
dete Narbe trägt, eine Abweichung, welche, falls die pro-
visorisch dieser Art angewiesenen generische Stellung sich
durch Auffindung der männlichen Blüthen der atlantischen
und der weiblichen der indischen Pflanze bestätigt, die
Trennung der Gattung Ilalodule von Cymodocea sichern
würde. Die einzige vorhandene Frucht ist oval, wenig
zusammengedrückt 1^""° im Durchmesser. 3) (Wright
1865 nr. 85) Cymodocea (Phycoschoenus) manatorum Aschs.
(Alga Juncea sive juncus marinus radice alba geniculata,
Manati gross Sloane 1. c. tab. 22 fig. 5). Steril schon
früher von Haiti (Hb. Buchinger und Lenormand) und
Martinique (Belanger herb, des Antilles nr. 583 in Hb.
Franqueville) vorliegend, der C. iso'itifolia Aschs. des indi-
schen Ocean sehr nahe stehend, aber ebenfalls schon steril
durch längere und dünnere, trocken kaum 1"°™ breite,
beim Trockenen schwarz werdende Blätter zu unterscheiden,
während die der C. isoeti/olia eine helle, graugrüne Farbe
beibehalten. Die bisher allein vorliegenden weiblichen
Blüthen und Früchte weichen von denen der C. isoeti/olia
durch viel beträchtlichere Gröfse ab (letztere 8""" lang,
bei jenen nur 3), letztere zeigen auch eine gestrecktere
Form, indem sie als halbelliptisch (jene halboval) zu be-
zeichnen sind.
Schliefslich erwähnte derselbe, dafs Dr. Klunzinger
in Kosser, auf seine Veranlassung sich mit dem Studium
der im rothen Meere vorkommenden Phanerogamen be-
schäftigt habe und im Frühjahr 1867 die weiblichen Blüthen
der bisher nur unfruchtbar bekannten Halophila stipulacea
(F.) Aschs. entdeckt habe, welche nach einer brieflichen
Mittheilung desselben an Dr. Schweinfurth sich nur
durch ihre grölseren Dimensionen von denen der H. ovalis
(R. Br.) Hook. fil. unterscheiden.
Zum Schlüsse machte Hr. Förster einige Mittheilun-
lungen über die gegenwärtig sichtbaren Kometen. Er ver-
weilte einige Zeit bei dem Brorsen'schen Cometen, welcher
eine Umlaufszeit von 5^- Jahren hat und erst seit einigen
Jahrzehnten durch die Anziehung des Jupiter, dem er
sehr nahe gekommen ist, seine gegenwärtige Bahn be-
kommen hat. Im Laufe des nächsten Jahrhunderts wird
dieser Comet -wieder in so grofse Nähe zum Jupiter kommen,
dafs seine Bahn auf's Neue eine radikale Umgestaltung
erfahren wird. Der Vortragende lenkte endlich die Theil-
nahme der Gesellschaft auf die bevorstehende Sonnen-
finsternifs-Expedition hin, an welcher drei Ehren-Mitglieder
der Gesellschaft, die Hrn. Dr. Tietjen, Dr. Zenker
und Dr. Fritsch betheiligt sein werden.
Buchdruckerei der Künigl. Akademie der Wissenschaften.
Berlin, Universitätsstr. 8.
Sitzungs-Bericht
der
Gesellschaft naturforsclieiidei- Freunde
zu Berlin
am 21. Juli 1868.
Director: Herr Prof. Ehrenberg.
In Abwesenheit des zeitigen Directors eröffnete Herr
Förster die Sitzung.
Hr. Braun legte eine Probe von Ahornzucker vor,
welchen Dr. Engel mann aus Nordamerika mitgebracht.
Derselbe stammt nicht, wie man früher glaubte, von Acer
saccharinum, sondern von A. dasycarpon, und wird noch
immer in grofser Menge aus dem Safte dieses Baumes be-
reitet. Ferner wurden Baststücke des Affenbrodbaumes
oder Boabab (Adansonia digitata) von der Südwestküste
Afrika's vorgezeigt, so wie mehrere Proben eines daraus
bereiteten, durch Festigkeit ausgezeichneten Papieres, von
dem Erfinder der Verfertigung desselben, Hrn. Monteiro,
an Prof. Hof mann gesendet.
Hr. Braun legte sodann eine Reihe von Zeichnungen
vor, welche Hr. Dr. Hermann Itzigsohn in Quartschen
zur Ansicht gesendet hatte. Dieselben beziehen sich grofsen-
theils auf die eigenthümliche Algenflora der märkischen
Haiden. Als charakteristische Arten sind durch Figuren
illustrirt: Chrysococcus ericetorum H. J., grofse kugelige Zel-
len mit goldgelbem, im Centrum dunkler braunrothem In-
halt, zu vergleichen mit Chroococcus macrococcus und Uro-
coccus insignis; ferner Gloeocapha coracina und atrata K.;
Palmogloea ericetorum H. J. mit den characteristischen Co-
pulationszuständen und zuweilen violet gefärbten Gallert-
hüllen; Palmogloea crassa K. ; P. vesiculosa K.; Cylindro-
cystis (?) euastroides H. J., in der Form an Euastrum er-
innernd, aber im Trocknen wachsend; Zygogonium erice-
torum K. in mancherlei Formen und mit Copulation; Pla-
giogloea. H. J., eine fragliche neue Gattung mit mehreren
Arten, wobei jedoch die wohl begründete Vermuthung aus-
gesprochen wird, dafs diese Gebilde abgelöste Brutzellen
von Jungermannien seien. An die Ericetalgen sehliefsen
einige auf Lebmdächern wachsende Algen an, namentlch
Gloeocapsa stegophila und Scytonema tectorum H. J. Zu-
letzt wurde noch eine Tafel vorgelegt, durch welche Hr.
[1868]
Itzigsohn eine bei der Aussaat der Sporen von Parmelia
stellaris und Lecanora atra gemachte Beobachtung veran-
schaulicht, nämlich den, wie er überzeugt ist, unzweifel-
haften, durch alle Zwischenstufen der Bildung verfolgbaren
Übergang normalgebildeter Sporen in amoebenartige und
nach Art der Amoeben bewegliche Körperchen.
Hr. Dönitz zeigte einen monströsen Fuchsschädel vor,
den das Kgl. anatomische Museum der Güte des Hrn. Grafen
Frankenberg-Ludwigsdorf zu Tillowitz in Schle-
sien verdankt. Dieser Schädel (Nr. 21863) bietet eine
Eigenthümlichkeit in der Schnauzenbildung dar, welche an
diejenige einer Bulldogge erinnert. Die Formabweichung
beruht auf einer Verkürzung der vorderen Partie der Ober-
kiefer und einer Verlängerung des vorderen Endes der Un-
terkieferhälften. Die drei hinteren Backzähne beider Kie-
fer greifen normal ineinander. Dagegen stehen der dritte
und zweite Backenzahn des Oberkiefers dem vierten und
dritten Lückenzahn des Unterkiefers gegenüber, anstatt in
die Lücken vor denselben einzugreifen. Der obere Eck-
zahn steht an einer Stelle, welche der Lücke zwischen den
beiden ersten praemolaren Zähnen des Unterkiefers ent-
spricht, während er vor dem ersten Praemolaren unmittel-
bar hinter dem unteren Eckzahn stehen sollte. Dieser
letztere hat beiderseits den dritten (äufseren) Schneidezahn
des Oberkiefers vom zweiten Schneidezahn abgedrängt. Die
unteren Schneidezähne ragen sämmtlich über die noch übrigen
vier mittleren oberen Schneidezähne hinaus, während ihre
Schneiden doch hinter denselben liegen sollten. Dafs hier nun
eine Verkürzung des Oberkiefers stattgefunden hat, geht dar-
aus hervor, dafs die Lückenreihen desselben näher an einander
stehen als in normalen, damit verglichenen Schädeln. Umge-
kehrt mufs eine Verlängerung des Unterkiefers Vorhandensein,
weil die hinteren Lückenzähne desselben weiter auseinander
stehen als gewöhnlich. Die beschriebene Formabweichung hat
insofern Interesse, als sie zeigt, dafs auch bei wilden Hunde-
7
22
2i. Juli 1868.
Arten Variationen vorkommen können, welche Ähnlichkeit
haben mit den monströsen Bildungen, welche unter den
Hausthieren die BuUdoggenforni (Mopsbilduiigen) charac-
terisiren. Diese Bildungsabweichung scheint durchaus selb-
ständiger Natur zu sein, da eine an sich schon unwahr-
scheinliche Verbastardirung zwischen Bulldogge und wil-
der Füchsin um so mehr ausgeschlossen werden mufs, weil
die eigenthümliche Veränderung in der Schnauzenbildung auf
beiden Seiten ganz gleichniäfsig erfolgt ist. Bei einem
Blendlinge würde man mit gröfster Wahrscheinlichkeit einen
Unterschied in der Zahnstellung auf beiden Seiten erwarten.
Hr. Förster machte einige Mittheilungen über die
neuesten Spectral- Untersuchungen des Cometen- Lichtes.
Das gemeinsame Resultat dieser Untersuchungen sei die
Thatsache, dafs in dem Lichte der Kometen-Kerne nur un-
deutliche Spuren von reflectirtem Sonnen -Lichte, dagegen
deutliche Anzeichen eigener characteristischer Licht-Ent-
wickelungen gefunden werden.
Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften.
Berlin. Univer.sitätsstr. 8.
Sitzuncis-Bericht
der
Gesellscliaft naturforscliender Freunde
zu Berlin
am 20. October 1868.
Director: Herr Director August.
Hr. Ehrenberg übergab der Gesellschaft ein Exem-
plar seines gedruckten Vortrages über die rothen Erden
als Speise der Guinea Neger, worin der Mangel rothen
Oberflächen-Staubes in ganz Africa nachgewiesen und der
Scirrocco- und Fühn-Staub der obersten Erdatmosphäre als
Passatstaub noch weiter vindicirt wird. Derselbe legte
stereoskopische von Dr. Julius Haast aus Neu-Seeland
ihm zugesandte Abbildungen der dortigen Dinornithen vor
und auch die stereoskopische in Berlin jetzt verkäufliche
Darstellung der grofsen Pappel beim Hoijäger im Thier-
garten. Endlich brachte derselbe die schönen vom Assistenz-
Arzt Dr. Curtis in Washington gefertigten Photographien
der Analyse aller 19 Gruppen der neuesten Nobertschen
Mikrometerlinien vor.
Hr. As eher so n constatirte, dafs die von ihm im October
1867 hier mitgetheilte Vermuthung v. Janka's, dafs Po-
tentiUa stenantha Lelim. mit Aremonia Agrimonioides (L)
D. C. identisch sei, sich ihn bei Ansicht des im böhmischen
Museum zu Prag aufbewahrten Lehmann'schen Original-
exemplars, welches noch die No. 970 von Sendtner's bos-
nischer Reise trägt, bestätigt habe, welche Identität auch
dort schon von dem ehemaligen Gustos der botanischen
Abtheilung, Dr. Purkyne, erkannt worden sei.
Ferner theilte derselbe mit, dafs Hr. Dr. Blau, Con-
sul des norddeutschen Bundes in Serajevo, auf seinen
Wunsch die Flora Bosnien's zu erforschen begonnen und
in diesem Sommer bereits 650 Nummern eingesandt habe;
die Kenntnifs der Flora Bosniens , welche bisher nur auf
den Ergebnissen der Sendtner'schen Reise vom Apr. —
Jul. 1847 beruhte, erhält durch diese Forschungen eiuen
namhaften Zuwachs. Der Charakter der Vegetation Mittel-
Bosniens, wie er sich nach Sendtners Darstellung ergiebt,
wird auch durch die Blau'schen Sammlungen als ein im
wesentlichen mitteleuropäischer, den südöstlichen Alpen-
gebieten Deutschlands nahestehender, bestätigt. Von öst-
[1868.]
liehen, in Deutschland nicht oder nur zweifelhaft vertretenen
Arten sind nur zu nennen Polygala supina Sclireb., Linum
hologynum Rchb., Acer tataricum L., Spiraea cana W. K.,
Ferula silvatica Bess. , Telekia speciosa (Schreb.) Baumg.,
Calamintha rotundifolia (Fers.) Benth., Scutellaria altissima
L., Scilla pratensis W. K. Noch grofser ist auffallender
Weise die Zahl von entschieden südeuropäischen Typen,
welche, vielleicht theilweise durch den Verkehr verschleppt,
diesseit der Hauptwasserscheide zwischen Donau und Adria,
welche Bosnien von der Herzegovina und ihrer wesentlich
dalmatischen Flora trennt, auftreten, wie es an ähnlichen
Beispielen auch in deutschen Alpenländern nicht fehlt; wie
z. B. Carex baldensis L. in Oberbaiern, H>jpericum Coris L.
in der Schweiz. So in Bosnien: Rammculus mille/oliatus
Vahl, Corydallis ochroleuca Koch, Nasturtium lippicense
(Wulf.) D. C., Linum capitaium Kit., Trifolium dalmaticum
Vis., Orobus venetus MilL, Eryngium amethystinum L., Bu-
jyleurum aristatum Barth, Galium purpureum L., Centaurea
alba L., Cynoglossum Columnae Ten., Marnibium candidissi-
mum L., Euphorbia myrsiniUs L. In der Flora der Alpen
Bosniens, z. B. des von Dr. Blau im Juli 1867 bestiegenen
6500' hohen Zeec, erinnern nur schwache Anklänge an die
Gebirge der Hämushalbinsel, wie Silene Sendtneri Boiss.,
Onobrychis scardica Gris. , Jasione svpina Sieb. Die ge-
nannten Pflanzen wurden vorgelegt.
Sodann zeigte derselbe einige von der Expedition des
unglücklichen Baron v. d. Decken herrührende, nachträg-
lich unter dessen Nachlafs aufgefundene Pflanzen vor, welche
er von Dr, Kersten zur Ansicht erhalten; worunter eine
Anzahl, an Kilimandjaro gesammelt, überraschende Neu-
heiten darbietet; Plantago Kerstenü Aschs., mit Cortusa-axüg
gelappten Blättern und Tupa (Rhynchopetalum) DecheyiH Aachs.,
der bisher (wie die ganze Gruppe baumartiger, ^?oe-ähn-
licher Lobeliaceen) nur in Abyssinien gefundenen Tupa
Rhynchopetalum H., der bekannten Gibarra des Semen-Ge-
24
20. Octoher 1868.
birges nahestehend, aber auf dem ersten Blick durch fol-
gende Merkmale verschieden:
Tupa Bhynchopetalum H. T. Deckenii Aschs.
Tragblätter linoa!, fast doppelt so länglich-elliptisch, wenig
!:ing alsdie Blüthen, wie länger als die Blüthen,
die Blüthenstiele und nebst den Blütlienstielen
Kelche rauhhaarig und Kelchen kalil
Fruchtknoten 0,01 ni. lang 0,004 ni. lang
Kelchzipfel mehr als halb so lang als ^ so lang als die Corolla
die Corolla
Corolla länger als die Staub- kürzer als die Staub-
blätter, blätter.
Endlich legte derselbe die männlichen Blüthen von
den im Juni d. J. vorgezeigten westindischen Meerplmnero-
gamen Cymodocea manatonim Aschs. und TIaloduh Wrifjlitii
Aschs. vor, welche ihm der Entdecker Charles Wriglit
inzwischen auf Veranlassung des Hrn. Dr. Engel mann zuge-
sandt hatte. Erstere Art besitzt lineale, fast 0,01 m. lange
Antheren, welche sich von den ovalen, kaum 0,003 m. langen
der C. isoetifoUa noch auffallender unterscliciden als dies
bei den weiblichen Blüthen der Fall war. Letztere zeigt
an ihren verhältnifsmäfsig kolossalen Blüthen genau den-
selben Bau wie ihn Steinheil (Ann. des sc. nat. II ser.
t. IX lab. 4 B) von seiner Diplanthera tridentata (Halodule
australis Miq.) abgebildet hat, indem nändich die eine
Anthere etwas über der anderen an der Blüthcnachse in-
serirt ist und sie um eben so viel überragt. Mithin hat
sich die dieser Pflanze vorläufig gegebene Gattungsbe-
zeiehnung vollkommen gerechtfertigt gezeigt.
Hr. Braun sprach über den Brand des Schilfrohrs
(Ariindo Phragmiteit), welcher von Wallroth im J. 183.3
unter dem Namen Krysüie ti/plioidi's beschrieben, von Ber-
keley und Broome in die Gattung Ustila/jn versetzt
wurde. Ohne Zweifel dieselbe Art hat Fries ein Jahr
früher im dritten Bande des Sijstema mycologicum, unter
dem Namen Ustilar/o grandis aufgeführt, dabei aber einen
doppelten Irrthum begangen, indem er als Nährpflanze den
Rohrkolben (Typha minor) angiebt und den auf Anindo
wachsenden Brand zu Ustilago liypodytes zieht. Die Be-
schreibung von Fries giebt zwar keinen sielu-ren Anhalts-
punkt, aber die gemeinschaftliche Quelle, aus welcher so-
wohl Fries als Wallroth die Exemplare bezogen, ver-
bürgt die Identität von UsÜlago typhoides und U. grandis.
Der Brand des Schilfrohrs scheint zu den seltneren Vor-
kommnissen zu gehören, da er früher nur bei Strafsbnrg
und in England, dem Vernehmen nach neuerlich auch bei
Wien beobachtet worden ist. Auf der Insel Usedom ündet
er sich an zwei Stellen häufig, nämlich am Schmollensee
bei dem Dorfe Seilin und am Achterwasser auf dem Lieper
Winkel beim Dorfe Grussow. An beiden Stellen fanden
sich auch häufig durch Gallenbildung verunstaltete Rohr-
stengel, welche (im September) die Larve, oder mitunter
bereits die Puppe eines Zweiflüglers {Lasia Jiicida Meigen)
enthielten. Von dem auf dem Sandhafer (Elyiiius arenariust)
Avachsenden Brande, dem UstiJugo liypodites, ist der Rohr-
brand durch seine im Innern der Stengel, unter der ge-
schlossenen Epidermis stattfindende Entwicklung, durch
die nielir ins Olivenbraune gehende Färbung und durch
die im Durchmesser doppelt so grofsen, meist mit vielen
K(")rnchen im Innern versehenen Sporen wesentlich ver-
schieden.
Derselbe legte Blätter einer eigenthümlichen Varietät
des krausen Kohles (Brassica oleraeea crispa) vor, welche
auf der Oberseite der Blätter zahlreiche, höchst mannig-
faltig und sonderbar gestaltete Auswüchse (Emergenzen)
trugen.
Hr. W. Peters zeigte ein Exemplar der Nager-
gattung Platacanthomys (lasiurus Blyth) aus Ostindien vor,
welches ihm von Hrn. Sclater in London zugesandt war
und zeigte, wie dieselbe nach dem Schädelbau zu der Fa-
milie der Mäuse zu stellen sei, während das Aufsere ver-
leiten würde, sie mit den Myoxinen zu vereinigen, wie es
Blyth gethan hatte.
Hr. A. Schneider sprach über die Metamorphose
von Mitraria. Es entsteht aus der Mitraria ein Wurm,
der sich am nächsten den Gephyreen mit endständigen
After anschliefst. Derselbe besitzt eine flache Sohle, deren
Rand jederseits mit 10 auf einander folgenden Borsten-
bündeln besetzt ist. An dem einen Ende des Körpers
stehen 8 kleinere und ein mittlerer gröfserer kugelförmiger
Tentakel. Der Verlauf der Metamorphose liefs sich zwar
im Einzelnen nicht verfolgen, es schien jedoch wahrschein-
lich, dafs dieselbe in ähnlicher Weise wie bei Actinotrocha
vor sich geht, indem der Schlauch, welchen Job. Müller,
der Entdecker der Mitraria, als Mastdarm betrachtet (.Müllers
Archiv 1854), sich nach aufsen umstülpt, zum Leibes-
schlauche wird, und den Magen der Mitraria in sich aufnimmt.
Derselbe sprach ferner über die Entwicklung des
von Hrn. Ehrenberg entdeckten Cyphonautes compressus.
Dieses Thier entwickelt sich keineswegs wie Semper und
Claparede glauben zu einer Muschel sondern zu einem
Bryozoon und zwar zu Memhranipora pilosa. Diese Me-
tamorphose wird d.tdurch eingeleitet, dafs der Cyphonautes
sich aufklappt, und mit seiner ausgebreiteten Bauchseite
auf einer Unterlage festheftet; die Winiperkränze werden
20. October 1868.
2ö
abgeworfen, aber auch die inneren Organe gehen vollstän-
dig unter, die Larve wird zu einem einfachen Zellhaufen.
Dieser Zellhaufen nimmt eine elliptische, liingliche, flache
Gestalt <in und unigiebt sich mit einer glatten ringsge-
schlossenen Haut. Die weitere Entwicklung geht nun so
von Statten, dafs sich im Hinterende ein eiförmiger Zell-
haufen abgränzt, aus welchem die Tentakelkrone und der
Darmtractus entsteht. Anfangs liegt die Tentakelkrone
in einer engen geschlossenen Höhle, die aber indem sie
sich nach oben verlängert, mit der MundötTnung in Ver-
bindung tritt und so die Tentakelscheide darstellt. Gleich-
zeilig hat nun auch der Körper äufserlich die Gestalt der
Membranipora angenommen. Bis zu diesem Zeitpunkt, ja
bisweilen noch länger, bleibt die aufgeklappte Cyphonautes-
schaale wie ein Schild auf der Bryozoonzelle sitzen. Die
Entwicklung des Zellhaufens zu einer Membranipora ver-
läuft genau so wie überhaupt die Entwicklung einer Knospe,
welche ein Bryozoon bildet.
Hr. Koch legte eine Birne vor, wo der Fruchtbecher
(oder sogenannte untere Fruchtknoten) sich in Form einer
Schale entwickelt hatte und anstatt der 5 eigentlichen
Fruchtknoten eine Knospe vorhanden war. Durch Zufuhr
einer Menge Nahrungsstoffe war die letztere fleischig ge-
worden und füllte den wenig concaven Fruchtbecher nicht
allein aus, sondern erhob sich noch weit aus demselben
hervor, sodafs die ganze abnorme Birne fast 2 Zoll Länge
und an der Basis gegen l^.^ Zoll im Durchmesser besafs.
Diese Erscheinung sei ihm bei der Birne noch nicht vor-
gekommen, aber bei der Rose in noch weit mehr ent-
Avickelten Grade oft vorhanden und werde hier im ge-
wöhnlichen Leben Rosenkönig genannt. Hier entwickele
sich die Knospe in dem Fruchtbeeher (der Rosenfrucht)
sogar zum Stengelgebilde und trage an seiner Spitze nicht
selten eine zweite Rose. Häufiger kommt bei der Birne
der Fall vor, wo der Nahrungsstoff sich nicht durchaus
in dem auch weniger entwickelten Fruchtbecher (oder so-
genannten unteren Fruchtknoten) niederschlägt, sondern
dafür in den Wänden der eigentlichen Fruchtknoten. Diese
vergröfsern sich damit, werden fleischig und ragen aus
dem Fruchtbecher oft weit heraus, so dafs es scheint, als
kommen mehrere Birnen aus der ursprünglichen Frucht
hervor.
Ferner legte er die Abbildung eines eigenthümlichen
Pandanus vor, von dem er vor 2 Jahren 1 Exemplar in
London, im vorigen Jahre ein anderes in Paris gesehen.
Die Blätter bildeten hier keine Spirale, sondern standen
am graden Stamme in 2 Reiben und doch, wie bei einer
Fächerpalme (die Fiederblättchen), umfassend, so dafs die
Londoner Pflanze in der That das Ansehen eines grofsen
6 Fufs im Durchmesser enthaltenden Fächers besafs. Er
habe in diesem Sommer die Pflanze wieder gesehen und
gefunden, dafs die Fächerform anfange sich zn verlieren
und durch wenn auch noch geringe Drehung des Stengels
sich nach und nach in die ursprüngliche Spiralform der
ganzen Pflanze umwandeln wolle.
Hr. Otto Müller, als Gast anwesend, legte ein ihm
von Hrn. Müller in Wedel übersandtes Praeparat vor,
Diatomaceen- Typenplatte genannt. Es ist eine systema-
tische Anordnung von ca. 80 Gattungen, vertreten durch
400 Species Diatomaceen, welche auf dem Raum von
etwa 3 □ Millimeter zusammengestellt sind. Ein Ver-
zeichnifs der Arten ist beigegeben.
Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen:
Monatsberichte, der Berliner Akademie vom Monat Januar
bis Juni 1868.
Catalogo dos peixes de Portugal p. Felix de Brito Capello
(extract. de Journ. d. Sc. math. phys. e. nat. V. Lisboa
1868).
Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Kultur. Abth. für Naturw. 1867/1868. Phil. bist. Abth.
1867. 1868 H. 1. 45. Jahresb. 1868. Verzeichnifs der
Aufsätze von 1804—186.3.
Proceedings of the Essex Institute. Vol. V. N. V. VI.
Salem. Mass. 1868.
Smithsonian Report 1866. Washington.
Proceedings of the Boston Society of Nat. Hist. Vol. XI.
1866—1868.
Annual report of the Trustees of the Museum, of comp. Zool.
1867. Boston.
Tlie fossil Cephalopods of the Museum of comp. Zool. b)/
Alpheus Hjjatt.
Contributions to the Fauna of the Gulf Stream. at great depth
by de Pourtales.
Annual report of the Boston Soc. of Xat. Hist. 1868 — 1869.
L Boston.
Conditions and Doiiujs of the Bost. Soc. of nat. Hist. May
1867. 1868.
Memoirs of the Boston Society of nat. Hist. Vol. 1. Part. III.
BuclulriiLkerei der Königl. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt).
Berlin, Universitätsstr. 8.
Sitzungs-Bericht
der
Gesellschaft natm'forschenclcr Freunde
zu Berlin
am 17. November 18G8.
Director: Herr Director August.
Hr. Garteninspector Bouche legte getrocknete Blüthen-
und Frucht-Exemplare der sehr iiierkwürdigen Amphicar-
paea monoica Nutt. vor. Eine einjährige Leguminose mit
windendem Stengel, die die Eigenthümlichkeit besitzt, so-
wohl über als auch unter der Erdoberfliiche zu blühen und
Früchte zu tragen, die aber hinsichtlich der Form sehr
von einander abweichen.
Obgleich es mehrere Pflanzen dieser Familie gibt,
deren Früchte unter der Erde reifen z. B. Trifolium siih-
terraneum und Arachis Jii/poijaea, so neigen sich bei diesen
alle Früchte in die Erde und sie besitzen nur eine Art
der Fruchtbildung, während bei Amphicarpaea zweierlei
Fruchtbildungen vorhanden sind. Auf die unterirdische
Fruchtbildung wurde ich im vorigen Jahre dadurch auf-
merksam, dafs ich untersuchte, ob der Stamm der Pflanze
etwa ausdauernd sei. Die genannte Pflanze wird nämlich
öfters in den Gärten kultivirt, aber wenig beachtet, weil
man von der Ansicht aussteht, sie trage in nördlichen
Kliniaten doch keinen Samen und diesen lieber aus süd-
licheren Gegenden bezieht. Man erhält aber stets nur die
Samen der oberirdischen Fruchtbildung, es scheint daher,
dafs die unterirdische Fruchtbildung weniger bekannt ist.
Übrigens kommt die Pflanze selten acht in den Gärten
vor, häuflg sind es Dolichos- oder Phaseolus- Arten, die
man unter Amphicarpaea erhält.
Die unter der Erde an langen, fadenförmigen, wenig ver-
ästelten Blüthenzweigen erscheinenden Blumen entwickeln
sich viel früher, als die überirdischen an den windenden
Stengeln sich bildenden, in Trauben stehT?nden, wefshalb
man auch unter der Erde früher als über der Erde Samen
zu erwarten hat; im vorigen Jahre hatte die Pflanze in
der Erde bereits reife Samen geliefert, während sie ober-
halb nicht einmal blühete.
Die fadenförmigen Zweige, Avelche die unterirdischen
Blüthen tragen, entwickeln sich am unteren Theil der
[1868.]
Pflanze theils unter, theils über der Erde und erreichen
oft eine Länge von 2 Fufs. Diejenigen, welche über der
Erde entspringen, neigen sich mit den Spitzen zur Erde,
dringen in diese ein, blühen unter derselben und setzen
dort Früchte an. Die unterirdischen Blumen haben keine
Blumenkrone, sondern man findet im Innern des vierzah-
nigen Kelches nur kleine Rudimente derselben und in deren
Mitte den Ansatz des Fruchtknotens; Staubgefäfse konnte
ich nicht entdecken, wahrscheinlich aber sind solche vor-
handen und nur im ganz jungen Zustande der Blüthen zu
finden. Die unterirdischen Früchte bestehen aus einer
einsamigen Hülse von halbmondförmiger, später nieren-
förmiger Gestalt, sie sind dunkelbraun, rauhhaarig, von
häutiger Beschaffenheit und dem Samen fest anliegend. Der
Samen selbst ist von sehr verschiedener Gröfse, erreicht bis
y Länge und -|" Breite, ist weifsgrau und dunkelschmutzig-
violett gesprenkelt.
An den Stengeln über der Erde, und zwar mehr nach
den Spitzen zu, entwickeln sich gegen den Herijst in i-in-
fachen Trauben stehende, matt rosenroth gefärbte, zwar
kleine, aber mit normal gebildeter schmetterlingsförmigei-
Corolle versehene Blüthen, aus denen sich später 1^" lange,
\" breite, .3- oder seltener 4-samige Hülsen bilden, deren
Samen weit kleiner sind, als die unterirdischen, von -,[ bis
\" Durchmesser, plattgedrückt, nierenförniig, hellgrau und
dunkelviolett gesprenkelt.
Die in der Erde gebildeten Samen verlieren, trocken
aufbewahrt, schon nach 14 Tagen ihre Keimfähigkeit,
während die anderen mindestens 2 Jahre keimfähig bleiben.
Manche Botaniker geben die Pflanze als ausdauernd
an, was daher gekommen sein mag, dafs sich durch die
in der Erde verbliebenen Samen an derselben Stelle die
Pflanze Avieder entwickelt hat. Nach genauer L^ntersuchung
aber dürfte sie nur als eine einjährige Pflanze zu betrach-
ten sein. Wahrscheinlich wird auch die Keimung in zwei
9
28
n. November 1868.
verscliiedenen Formen auftreten, und zwar werden sich die
Cotyledonen des überirdischen Samen über die Erdober-
fläche erheben, während die der anderen Samen unter der-
selben bleiben werden, worüber, sowie wie über nianclie
andere noch dunkle Funkte, in der Folge weitere Unter-
suchungen anzustellen siiul.
Ilr. Braun schlofs über denselben Gegenstand einige
geschichtliche Nachweisungen an. Die betreftende Pflanze
war schon Linne bekannt, der sie Ghjcine monoica nannte,
unter welchem Namen sie von Schkuhr in Usteri's Annalen
(17;i4) und von Wendland in Rön.cr's Archiv (179ß) ab-
gebildet wurde. Ilegetschweiler beschrieb und ilbistrirte
sie in einer eigenen Abhandlung (1813) als Glijcine liete-
roccirpa, Smith als Gli/cine elliplica. Anch Gl. hracteata L.,
comosa L., sarmentosa Roth, und ftlusa Hörnern, werden
zn derselben Art gezogen. Als eigene Gattung unter dem
Namen AmjiMcarpa, besser Amphicarpaea, wurde sie zuerst
von Elliot (1818) aufgeführt. Die nordanierikanischen
Botaniker unterschieden früher 2 Arten, nänilicli A. mo-
noica Ell. et Nutt. , deren überirdische Blüthcn mit IJlii-
menkronen versehen sind, und A. sarmentosa Ell. et Nutt.,
deren überirdische Blüthen ebenso wie die unterirdischen
apetal sein sollen; zur ersteren wird die von Wendland,
zur letzteren die von Schkuhr, Hegetscliweiler und Smith
dargestellte Pflanzen gezogen. Torrey und Gray (Flora
of Nordam. 1838 — 40) vereinigen jedoch beide unter dem
Nanieii A. monoica. Die an den fadenartigen, niederliegen-
den oder unterirdischen Zweigen beiindliciien lUütlien sollen
nach der Beschreibung dieser Autoren blunuiiblattlos sein,
keine oder öfters 5 — 10 Staubgefäfse besitzen, von denen
3 oder 4 mit ausgebildeten Antheren versehen sind. Die
Filamente derselben werden als getrennt beschrieben,
während sie bei den oberen vollkommenen Blüthen dia-
delphisoh sind. II. v. Mohl führt A. monoica (bot. Zeit.
1863, S. 312) unter den Pflanzen mit dimorphen Blüthen
an, bei welchen Selbstbefruciitung in den kleineren ge-
schlossenen Blüthen stattfindet, doch sind die Befruchtungs-
vorgänge gerade bei dieser Pflanze noch nicht genauer be-
obachtet worden.
Derselbe zeigte hierauf Exemplare der von Prof.
Caspary im verflosseneu Sommer in Lappland gesammelten
/so^Vcs- Arten vor und sprach über die Verbreitung der-
selben in der arctischen Zone. Sowohl I. laoistris, als
auch /. echinospora sind bis ungefähr G9" nürdl. Breite
nachgewiesen, doch scheint letztere Art im hohen Norden
die häufigere zu sein, öfters gesellig mit Subiilaria aijuatica,
auch wohl mit Nilella flexiUs, Nupliar pumilum und iiiter-
medium vorkommend. Caspary hat in Lulca- und Tornea-
Lapmark von 65" — 68" 40' nördl. Br. I. echinoxpora in
6 verschiedenen Seen oder Flufsbuchten (Gaedvikstraesk,
Hertsoträsk und Rönnholrasviken bei Lulea, Sascajärvi und
Sarkijärvi bei Karesuando) angetroffen, I. lacustris nur in
einem einzigen, nämlich in Gaedvikstraesk mit /. ec/iiiio-
spora. Die Angabe des Vorkommens bei Jockmock (Wah-
lenb. Flor. Läpp.) bezieht sich gleiclifalls auf 7. echinosjjora,
während Norman 7. lacustris in Norwegen (in lacu flumi-
nis Pasvigelv) unter 69" 20 — 30' beobachtet hat. Im
russischen Lappland ist 7. lacustris von Nyberg in Pinda-
mojärvi (ß.'j.y") und im Torangijäi-ni (G6"), 7. echlnospora
von I'eliniann im Susijärvi und Ruanjärvi bei Kantalask
(G6.J") in Gesellschaft von Sahuhiria und Heleocharis aci-
cularis gesammelt worden. Weiter gegen Süden wird 7.
lacustris die häutigere Art, so namentlich in den südlichen
Provinzen Schwedens, in Dänemark, im südlichen Finn-
land, in Schottland und Xordwales; nur in Irland scheint
7. ecliinospora die vorherrschende Art zu sein. Verfolgen
wir die Verbreitung der beiden nordeuropäischen Jsoe'tes-
Arten noch weiter nach Süden, so linden wir diejenige
von 7. ecliinospora in sonderbarer Weise unterbrochen.
Diese Art fehlt nämlich, so weit bis jetzt bekannt ist, in
Schleswig und Holstein, in Vorpommern, Ilintcrpommern
und Westpreufsen, im Riesengebirge und im Böhmerwalde,
so wie in den Salzburger Voralpen, während in allen diesen
Gegenden Fundorte von Isoetes lacustris bekannt sind; sie
erscheint erst wieder im badischen Schwarzwalde, in den
Vogesen, im Puys de Dome und Aubrac und endlich in
den Pyrenäen, wo sie fiberall wieder, wie im hohen Nor-
den, zugleich mit 7. lacustris auftritt; ja sie überschreitet
endlich den Verbreitungsbezirk von 7. lacustris nach Süden,
Südwesten und Südosten, indem sie für sich allein jenseits
der Alpen im Lago d'ürta Piemonts, in den Ebenen Bel-
giens unil an der unteren Loii'e und nach der anderen
Seite in Siebenbürgen vorkonnnt.
Hr. Kny besprach die Ent wickelungsgeschichte
des Vorkeimes der Pol ypodiaceen und Schizae-
aceen. Aus seinen bisherigen Untersuchungen ergiebt
sich als Resultat, dafs der morphologische Aufbau des
Vorkeimes bei den einzelnen Gattungen keineswegs so
gleichförmig ist, wie man nach den Darstellungen früherer
Beobachter annehmen mufste. Ein Beispiel für den un-
mittelbaren Übergang der aus der Spore hervorwachsenden
gegliederten Zellreihe in eine Zellfläche mit ausgesproche-
nem Marginalwachsthuni bietet Aneimia hirta. Hier
bleibt der Modus des Läiigenwachsthums vom Auftreten
der ersten Lüngswand am Vorderende unverändert der-
selbe. Schiefe Wände treten nur sfelegentlich und ganz
17. November 1868.
29
regellos auf. Bei Cihotium Schiedet dagegen wird eine
dreiseitige Randzelle des jungen, von einem langen ZcU-
faden entspringenden Voikeimes zur Scheitolzelle. In
ilir treten darch eine gröfsere Zahl von Generationen
schiefe, gegen die Ilauptiichse des Vorkeinies abwechselnd
nach rechts und links geneigte AVände auf, bis zuletzt
durcii das Auftreten einer dem Vorderrande parallelen,
NVand das Längenwachsthuni durch eine Scheitelzelle ab-
scliliel'st und in ein solches durch terminale Rand-
zeUen übergebt. Ceratopteris tlialictroides verhält sich
ähnlich, nur dafs die schiefen Theilungen schon in der
Sciieitclzclle des Vorkeimes, so lange er noch gegliedert ist,
eintreten und, wie es scheint, stets früher, als bei Cibotium.
wieder beschlossen werden. Asplenium alaUim reibt sich
näher an Cihotium ScJiidei an. Der Entwickelungsgang der
Antheridien liefs sich am klarsten bei Aneimia liirta verfolgen,
da sie bei dieser Art besonders grofs sind und zum Tlieil am
Rande entspringen. Die Mutterzelle theilt sich zunächst
durch eine dem Rande parallele Wand in eine untere, schei-
benförmise Stielzelle und eine obere halbkuKelige Zelle.
In letzterer entsteht eine nach aufsen convexe Scheidewand,
Welche sieb der letztentstandenen in einem Kreise aufsetzt
und die Centralzellc (aus deren Theilung die Mutterzellen
der Spermatozoiden bervorgelieu) in Gestalt einer plau-
convexen Linse von einer äufseren glockenb'irmigen Zelle
abtrennt. In dieser tritt nun eine dem oberen Theil der
Centralzelle sich ringförmig anlegende Wand anf, wodurch
die Deckelzelle (von der Form eines Kugelsegmentes) von
der hohlcylindrischen Hüllzelle abgetrennt wird.
Dafs letztere nicht, wie mehrere Forscher in analogen
Fällen annahmen, aus 4 zu einem Kreise geordneten Zellen
durch Resorption ihrer Sclieidewände hervorgeht, wird,
aufser durch die Entwickelungsgeschicbte, auch noch durch
die interessante Thatsache aufser Zweifel gestellt, dafs
nach Entleerung der Antheridien in der hohlcylindrischen
Zelle stets ein Zellkern der inneren Membran anliegt.
Die Antheridien von Ceratopteris besitzen ebenfalls
nur eine ringförmige Hüllzelle. Bei Asplenium alatum
liegen deren 2 (selten 3) übereinander. Audi bei diesen
beiden Arten werden sie schon ursprünglich als solche
angelegt und entstehen nicht durch Vereinigung mehrerer
Zellen.
Hr. Ehrenberg zeigte eine gallertige Masse vor,
welche ihm durch Vermittlung des Hrn. Grafen Pfeil auf
Gnadenfrei in Schlesien als Hälfte eines in der Nacht vom
22. zum 2.3. October d. J. in Schlesien gefallenen Leucht-
nieteors von einem Oekonomen in Steinbach zugesandt
worden. Die Substanz war erst am vierten Tage nach
der Erscheinung von der Feldmark aufgenommen und die
andere Hälfte an Hrn. Prof. Galle, den Astronomen in
Breslau, abgesendet worden. Wässrige Farbe und gal-
lertige Consistenz, so wie der gewöhnliche aasartige Geruch,
sammt der unsicheren Örtlichkeit gaben dem Vortragenden
die Überzeugung, dafs auch diese Substanz keine meteo-
rische, sondern ein Exemplar der Tremella meteorica alba,
L. Gmelin. einer terrestrischen Algenpilanze, war, von der im
Jahre 18G6 im März und April in diesen Sitzungsberichten
ausführlich neuere Mittheilung gegeben worden.
Derselbe legte ein von Schiek verfertigtes grofses
Mikroskop neuster Construction vor, welches durch seine
gediegene Ausführung den alten Ruf seiner Werkstatt von
Neuem bewährte.
Hr. Schneider sprach sich ebenfalls sehr anerkennend
über die Leistungen dieses Instrumentes aus und zeigte
unter demselben die Streifensysteme des Pleurosigma an-
gulatum.
Hr. Ascherson legte die von Dr. Zenker bei Gele-
genheit seines Aufenthalts in Aden zur Beobachtung der
Sonnenfinsternifs dort gesammelten Landpflanzen vor. Es
sind folgende fünf Arten, welche mithin wohl als die ton-
angebenden zu betrachten sind. Tragamim nudatuin Del.,
ÄcantJiodium spicatum Del., Beseda amblyocarpa Tres., Oleome
hrachycarpa Vahl. und Cajmris galeata Tres. Dafs sich
unter dieser kleinen Zahl zwei Cap)parideen befinden, stimmt
mit den Wenigen dieser Familie, wie es Anderson's Flo-
rula adenensis uachweist, überein; unter den 95 dort auf-
gezählten Phanerogamen befinden sich 9 Capparideen, eine
Artenzahl, welche aufserdem nur die Gramineen aufzu-
weisen haben. Zu den von Anderson verzeichneten Arten
sind übrigens noch 2 von Wicbura 1862 in Aden ge-
sammelte Arten, ein Lotus und Schweinfurthia pterosperma
(R.) A. Br. hinzuzufügen.
Hr. Hartmann sprach über seine in den Herbstferien
d. J. auf der Nordseeinsel Bockum ausgeführten Unter-
suchungen niederer Thiere. Die Fauna des dortigen Stran-
des ist weder reich noch mannigfaltig, auch bereitet die
Indolenz der Bewohner dem Untersucher einiges Hindernifs.
Trotzdem gelang es dem Vortragenden manche typische
Form zu gewinnen, allerdings nur durch eigene Thätigkeit.
H. untersuchte u. A. auch die Subumbrella der in Menge
vorhandenen Qualle Ehizostoma Cucierü Per. Les., an wel-
cher die contraktile Substanz in Kreislinien concentrisch
ziehende, leistenförmige Vorsprünge bildet, die, obwohl in
ihrem Bau den Muskeln höherer Thiere nicht vergleich-
bar, die Contraktionen der Unibrclla hauptsächlich bewir-
ken. Der Vortragende erörterte ferner den feineren Bau
9*
30
17. November 186H.
der Substanz verschiedener Medusenarten und erläuterte
dies durch Zeichnungen. Audi tlieilte derselbe mit, dafs
das sogenannte Hasama-Schwein Abyssiniens (Nyctichoerus
Hassama Heugl.) nach den vom Vortragenden im Gothaer
Museum untersuchten Originalexemplaren des früheren Ge-
fangenen zu Magdala, Hrn. R. Schiller, nichts anderes,
als das schon längst bekannte Pinselohr -Schwein (Pota-
raochoerus penicillatus Gray) sei, dessen Verbreitungsbezirk
über einen grofsen Theil Afrikas näher dargestellt wurde.
Die in Farben ausgeführten Köpfe eines % und ^ '^'on
Potaniochoerus dienten zur Erläuterung der letzterwähnten
Mittheilung.
Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen:
Peters, Reise nach Mossambique, Zoologie IV. Flufsfiache.
Berlin 1868. Geschenk des Hrn. Cultus-Ministers.
Bulletin de V Academie imperiale des Scieric. de Si.Petersbourrj.
Tome Xn. N. 2 — .O.
Memnires de VAcad. imp. des Scieiic. de St. Petershourg.
Tome XI. Nr. 9 — l.s.
Die Sclicih'hellf/ruppc im Vegelationspunkt der Pfionerngcnnen
von Joh. Haustein. J5onn.
Abli(nidlnnrjen der naturhistorischen Gesellschaft :u Nürnberg.
Band IV. 18(38.
Walpers. Annales bofunices sijstematicae. Tomi .septimi
Fase. II. Dr. C. Müller. 1868.
Bulletin de la Societe des Naturalistes de Moscou. 1868.
Nr. 1.
27ster Bericht über das Museum Francisco - Carolinum.
Linz 1.S68.
Über die rothen Erden ah Speise der Guinea- Neger von
Dr. C. G. Ehrenberg (Abhandl. d. Ak. d. W. 1868.)
Über die eigenthümlichen Eigenschaften der arabischen Pferde
von Emir Abd-el-Kader von Dr. Joh. Müller.
Monographie der Gattung Silene von Dr. Rohrbach. 1868.
Geographisclie Verbreitung der im nordöstlichen Afrika wild
lebendefi Säugethiere von Prof. Hartman n.
BuL'hdruckerei der Köiiigl. Akademie der Wissenschaften (G. Vi>kO.
Berlin, Universitätsstr. 8.
Sitzungs-Bericht
der
Gesellschaft natiirforsehender Freimde
zu Berlin
am 15. December 1868.
Director: Herr Director Auarust.
In Abwesenheit des zeitigen Direktors eröffnete Hr.
Braun die Sitzung, in welcher Hr. Dr. Lorenz aus
München als Gast gegenwärtig war.
Hr. Koch legte, anschliefsend an seinen früheren Vor-
trag über Mifsbildungen bei den Birnen, wiederum eine
Birne vor, wo die Knospe in dem Fruchtbecher sich sogar
zu einem regelmäfsigen Zweig verlängert hatte. Er ver-
dankte dieses Exemplar der Freundlichkeit des Hrn. Geh.
Oberhof buchdruckers v. Decker, der es einem Spalier in
dem Garten seines Gutes in Schlesien entnommen hatte.
Nach diesem hätte sich dieses Spalier überhaupt durch
Monstrositäten in der Frucht während des Herbstes aus-
gezeichnet. Nach Hrn. Koch ist diese Abnormität die-
selbe, welche noch häufiger bei den Rosen als sogenannter
Rosenkönig vorkommt, von denen er getrocknete Exem-
plare verschiedener Art ebenfalls vorlegte. Bei einem sol-
chen hatte sich der Fruchtbecher (resp. untere Fruchtknoten
vieler Botaniker) gar nicht entwickelt, die Achse war ge-
streckt und trug in weiteren Zwischenräumen die rothen
Blumenblätter, während das Ende durch eine, Laubknospe
geschlossen erschien. Von zusammengewachsenen Frucht-
blättern könnte hier ebenso wenig die Rede sein, wie bei
der Feigenfrucht. Diese unterscheide sich nur dadurch von
der Apfel-, resp. Rosenfrucht und von dem unteren Frucht-
knoten, dafs von dem Fruchtbecher ganze Blüthen einge-
schlossen würden, wälirend in der Pomaceen-, Myrtaceen-,
Granateen- u. s. w.- Scheinfrucht mehr oder weniger mit
einander und der innern Wand des Fruchtbechers verwach-
sene, bei der Rosen-Scheinfrucht nicht verwachsene Frucht-
knoten, im unteren Fruchtknoten aber Eichen enthalten
wären. Eine gar nicht so schwierige Entwickelungsge-
schichte dieser drei völlig gleichen Zustände gäbe augen-
blicklich Aufschlufs.
Nach seiner Meinung wäre auch, so weit seine schon
früher gemachten, leider aber nicht später wiederholten
[1868.]
Untersuchungen gereicht hätten, die Scheidewand der Cru-
ciferen kein Blatt- sondern Achsen- Organ.
Als eine interessante Abnormität legte Hr. Koch
schliefslich noch die Abhandlung und Abbildung einer
Baeckea, also einer Myrtacee, vor, welche ihm der Re-
dakteur des Gardeners Chronicle, Hr. Dr. Masters wäh-
rend seiner letzten Anwesenheit in London mitgetheilt hatte.
Im Innern des sogenannten unteren Fruchtknotens resp.
Fruchtbechers hatten sich Staubgefäfse entwickelt. Wäre
der untere Fruchtknoten der gewöhnlichen Ansicht nach
aus Blattorganen gebildet, so würde man das aufserordent-
lich abnorme Beispiel haben, dafs sich Staubgefäfse auf
Blättern, also ein Blatt auf dem anderen, entwickelt hätte.
Hr. V. Martens zeigte einige Landschnecken aus
den Karpathen, nämlich Helüc faustina Ziegl. in verschie-
denen Formen, Helix cingulella Ziegl. und Pupa gularis
var. spoUata 'Rokm., welche Dr. Jachno im Tatragebirge
gesammelt hat, sowie eine kleine Muschel, Cyclas solida
Normand aus der Elbe bei Hamburg, wo sie früher von
Hrn. Meyer, neuerdings von Hrn. Assessor E. Friedei
dahier aufgefunden worden ist.
Hr. Reinhardt sprach über eine neue deutsche fii/a-
Una aus der Verwandtschaft der H. crystallina, die H. sub-
terranea Bourguignat (Rev. de Zool. 1856 p. 268 ft".). Diese
Art untersclieidet sich von der verwandten H. crystallina
Müll, durch weitere Windungen, den abgerundeten letzten
Umgang und durch eine porzellanartige Verdickung vor dem
Mundsaume (ähnlich wie bei //. Hammonis Ström, wo eine
gelbliche Verdickung vorhanden zu sein pflegt). Sie findet
sich an feuchten Stellen in Laubwäldern, wo sie in Ge-
sellschaft verschiedener kleiner Jlelices und Piquie zwischen
den modernden Blättern lebt. Ihre geographische Verbrei-
tung scheint eine ziemlich weite zu sein, da sie sich von
Frankreich (Depart. de l'Aube in der Nähe von Troyes,
Bourg.) aus über ganz Norddeutschland erstreckt, wo sie
10
15. Decemher 1868.
bis jetzt an folgenden Orten gefunden wurde: Rügen, Stub-
nitz; Hinterpommern (Cöslin, Gegend von Stolp); Preufsen
(Tröinpau, Ilensche); Mark an verscliiedcnen Stellen (Mal-
zower "VVald bei Angermünde, Rüdersdorf, Sommerfeld);
Schlesien (Görlitz); Provinz Sachsen (Aschersleben, Ad.
Schmidt nach Exemplaren im Berliner Museum); Kassel
(Schacko).
Ilr. Dönitz sprach über die Eckzähne der Lemuri-
den. — Im Unterkiefer der Halbaffen finden sich drei ver-
schiedene Formen von Zähnen. Die vorderen von ihnen
sehen einander sehr ähnlich, indem sie alle eine sichel-
förmig gekrümrate Krone besitzen. Sie stehen dicht ge-
drängt neben einander. Durch eine Lücke getrennt folgt
darauf ein Zahn, welcher in seiner Form die gröfste Ähn-
lichkeit mit dem oberen Eckzahn aufweist und, wie dieser,
seine Naciibarn weit überragt. Auf diesen Zahn folgen die
Backzähne. Die beiden ersten Formen wird eine unbe-
fangene Beobachtung mit den Namen der Schneidezähne
und des Eckzahnes belegen. Gegen diese Deutung, welcher
die Form der Zähne zu Grunde liegt, ist von Geoffroy
Widerspruch erhoben worden, rücksichtlich der gegensei-
tigen Stellung der Zähne im Ober- und Unterkiefer. Es
wurde hervorgehoben, dafs die Eckzähne des Unterkiefers
vor diejenigen des Oberkiefers einzugreifen pflegen, dafs
dieses Merkmal den vermeintlichen unteren Eckzähnen der
Lemuriden fehle, indem sie der Lücke zwischen dem oberen
Eckzahn und ersten Lückenzahn (Backenzahn) gegenüber-
stehen, und dafs demnach der wahre untere Eckzahn in
demjenigen Zahne zu suchen sei, welcher sich durch Form
und Stellung den übrigen Schneidezähnen unmittelbar an-
schliefst. Bei einer solchen Auffassungsweise gelangt man
dahin, sagen zu müssen, dafs der untere Eckzahn sehneide-
zahnartig entwickelt ist, während der erste Lückenzahn die
Eckzahnform angenommen liat. — Diese, gewifs sehr ge-
zwungene, trotzdem aber allgemein angenommene Deutung
ist völlig unhaltbar. Zunächst wird es sich um die Defi-
nition des Eckzahnes handeln. Im Oberkiefer nennt man
denjenigen Zahn so, welcher zunächst auf die im Zwischen-
kiefer stehenden Schneidezähne folgt. Dieses Kriterium
ist für die untere Kinnlade nicht anwendbar, weil diese
keinen Zwischenkiefer besitzt. Man wird demnach dieje-
nigen Zähne des Unterkiefers, welche denen des Oberkie-
fers homolog sind, mit den für letztere gebräuchlichen
Namen belegen müssen. Nun läfst es sich nachweisen,
dafs der stark über die Nachbarn hervorragende, durch
eine Lücke von ihnen getrennte Zahn des Unterkiefers in
der That dem Eckzahn des Oberkiefers homolog ist, so-
wohl durch seine Gestalt und Stellung wie durch seine
Entwickelung. Die Ähnlichkeit in der Form springt beim
Vergleich sofort in die Augen, sowohl was starke Ent-
wickelung der Krone wie der Wurzel betrifft. Die Stellung
aber spricht nicht, wie behauptet wurde, gegen die Homo-
logie. Der fragliche Zahn greift nämlich keineswegs in
die Lücke zwischen oberen Eck- und erstem Lückenzahn,
sondern seine Spitze liegt an der inneren Seite des
oberen Eckzahnes und vcranlafst durch Druck bei älteren
Thieren sogar häufig das Auftreten einer Grube am knöcher-
nen Gaumen. Noch charakteristischer ist das Verhalten im
Milchgebifs. So findet man z. B. am Schädel von Otolicnus
crassicaudatus (Anatom. Museum Nro. 14625), dafs der
fragliche Zahn mit seiner Spitze verhältnifsmäfsig weiter
nach vorn reicht als im bleibenden Gebifs und dafs er auf
die Lücke zwischen den Schneidezähnen und dem Eckzahn
des Oberkiefers hinweist, wenngleich er sie nicht erreicht,
da er einerseits als Milchzahn zu klein bleibt und anderer-
seits seine Alveole bei der auffälligen Kürze des Unter-
kiefers zu weit nach hinten verschoben ist. Noch mehr
aber scheint die Entwickelung oder der Durchbruch der
Zähne dafür zu sprechen, dafs gerade er der Eckzahn ist.
Er wird nämlich zu gleicher Zeit mit dem oberen Eckzahn
gewechselt, wie das oben erwähnte Präparat so wie Nro.
15091 zeigen. An diesen Schädeln sind die Milchschnei-
dezähne schon gewechselt, während die Eckzähne eben im
Durchbruch begriffen sind. Da nun homologe Zähne gleich-
zeitig gewechselt zu werden pflegen, so dürfte hierin ein
neuer Beweis dafür gefunden werden, dafs die ältere An-
sicht, nach welcher der an die Innenseite des oberen Eck-
zahnes sich anlegende Zahn des Unterkiefers den Eckzahn
desselben vorstellt, die richtige ist. Es haben dies in neuester
Zeit auch Moseley und Lankester herausgefühlt, ohne
Gründe dafür anzugeben (Journ. of Anat. and Physiol.
See. Ser. III. 1868, p. 73 f).
Hr. Zenker theilte einige Beobachtungen mit, die er
auf seiner Reise nach Aden gemacht hatte. Die Landenge
von Suez müsse, wie dies auch von der Wüste Sahara
wahrscheinlich sei, erst vor (geologisch) kurzer Zeit aus
dem Meere emporgestiegen sein. Noch jetzt sei der dortige
Wüstenboden, auch an Stellen, die über dem heutigen Meeres-
niveau liegen, reich an Kochsalz und Gyps, was sogar
vorläufig noch die Fruchtbarkeit der am Süfswassercanai
belegenen Landstriche beeinträchtige. Diese Salze stammen
jedenfalls aus dem Meerwasser, konnten aber bei der
Trockenheit des Climas noch nicht völlig dem Boden
herausgewaschen werden. Weiter spreche dafür der Um-
stand, dafs selbst an den höchsten Punkten der Wüsten-
fläche Conchylien gefunden werden, welche mit den jetzt
15. December 1868.
33
ini rotlit-n Meere lebenden Formen identisch sind und grofsen-
theils sogar noch die Farbe behalten haben.
Die dortige Wüste ist übrigens reichlich bedeckt mit
kleinen Steinen, welche durchweg eine schwarze oder doch
dunkle Patina besitzen, während das Innere von hellerer
Farbe ist. Ein vegetabilischer Überzug fehlt, vielmehr
mufs der (irund diefer sonderbaren Erscheinung wohl in
der Einwirkung der Sonnenstrahlen und der Luft gesucht
werden. Längs dem Boden gesehen, erscheint daher die
Wüste fast mehr schwarz als gelb; dagegen ist das von
ihr im Sonnenschein nach oben reflektirte gelbe Licht so
intensiv, dafs die über der Wüste schwebenden Wolken in
ihren Sehattenparthien nicht wie bei uns grau , sondern
gelb gesehen wurden.
Endlich erwähnte derselbe noch einer Erscheinung,
auf die iiin am Vesuv der Englische Chemiker Duppa
aufmerksam gemacht hatte. Die erstarrten Lavaströme
dieses Vulkans zeigen sich nämlich nicht in der Mitte
ihrer Breite am höchsten gewölbt, sondern sind im Ge-
gcntheil in der Mitte vertieft, weil hier die heifsere Lava
noch leicht abfliefsen konnte, während die Ränder bereits
erstarrt waren. Daher bildet ein erstarrter Lavastrom mit
gröfster Regelmäfsigkeit ein flaches, schmales, von zwei
Wällen eingefafstes Thal. Solche Thäler beobachtet man
auch auf dem Monde in den sogenannten „Rillen", über
deren Bedeutung bisher noch viele Zweifel herrschten, die
aber hiernach als erstarrte Lavaströme anzusehen sein
dürften.
Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen :
Monographie der Cassien-Gruppe Senna von Joh. B. Batka,
Prag 1866. 4. Geschenk des Verf.
R.Biber, Kritik über Carl Vogt's naturwissenschaftliche
Vorträge über die Urgeschichte des Menschen. Geschenk
des Verf.
Drei Jahre in Süd-Afrika von Dr. Fritsche 1868. Ge-
schenk des Verf.
J. Plateau, Recherches experimentales et theoriqnes sur
les figures d'equilibre d'une masse liquide Sans pesanteur,
Bruxelles 1868 (Acad. roy. d. Bei. T. XXXVII des
memoires).
Buchdruckerei der Künigl. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt).
Berlin, Universität«str. 8.
Harvard MCZ Ubran
3 2044 066 304 866
Date Due